Am kalten Dezember-Nachmittag rauchte der Griller in Neusetz bei Straden. Toni Krispel feierte das 25-jährige Bestehen seiner Wollschwein-Spezialitäten. G’röste Leber und Karree vom Mangalitza servierte Daniel Weisser, der Chefkoch am Genussgut Krispel, mit Bernhard Steinhauer von der Steirischen Grillschule. Dazu gab es die Premiere der neuen Wurstspezialitäten vom Mangalitza-Schwein. Dass das Entwicklen der Gourmandisen ohne das erfolgreiche Weingut nicht in dieser Zeit und Geschwindigkeit möglich gewesen wäre, erwähnte Toni Krispel in seiner Rede bewußt. Und dankbar. Denn wie das Wollschwein gehört eben auch der Grauburgunder Stefan Krispels zu der südoststeirischen Genuss-Geschichte von Vater und Sohn dazu.
Fünf Jahrgänge des „Ried Hochstrandl“ schenkte man aus der Magnum aus – lediglich vom 2018er waren nur mehr Normalflaschen vorhanden. Doch das tat dem Vergleich von 2021 bis 2017 keinen Abbruch. Wir fokussieren uns dabei auf die drei noch erhältlichen Jahrgänge. Wobei gerade der 2017er eine echte Empfehlung darstellt.
Sein hochfärbiger Auftritt, der an Rosé erinnert, weist auf die lange Maischestandzeit hin. Die Nase ortet Dörr-Obst (Aranzini), aber auch Huflattich und Eibisch. Die Mischung aus satter Frucht und Kräutern wird uns noch öfter begegnen. Mal ausgeprägter pikant, mal eher der Neigungsgruppe Tropenfrucht zugewandt.
Die Überraschung liefert aber der Geschmack. Hier sind die roten Früchte daheim! Erdbeere bis Ananas – ein Bogen an saftigen Eindrücken wird gespannt. Im Finale sind dann die gelben Tropenfrüchte allein am Zug. Die dezente Säure lüpft den kräftigen Weißwein in neue Höhen, zumal auch ein herber Ausklang den Trinkfluss anregt. Nach 16 Monaten im großen Holz und sieben Jahren ist nun der ideale Zeitpunkt, diesen „Hochstrandl“ zu öffnen.
Dagegen schiebt sich beim 2018er bereits im Geruch die kräutrige Seite klar vor die Frucht. Er ist der merklich kühlere Wein im direkten Vergleich. Allenfalls Birne mit braunen Stellen kommt hier anstelle der Exotik des „Hochstrandl“ als Frucht-Akzent durch. Doch am Gaumen dreht er gleich einmal den Säure-Regler hoch; Ananas und Nuss-Creme werden von einer Zitrusfrische begleitet, bei der man an Kumquats denkt. Salzig im Finish, erzählt er vom Regen, der den Basalt und Muschelkalk der Lage in diesem Jahr bespülte. Herbe Anklänge im Abgang bringen Salbei und Kräuter aus dem Duft wieder – der Kreis schließt sich! Ob diese Variante aber alle Liebhaber der intensiv-tropenfruchtigen Grauburgunders abzuholen vermag, blieb die Frage.
Das Faszinosum des 2019ers fegt derlei Zweifel aber hinweg. Nicht nur, weil er der zweit-dunkelste der Serie war. Der kupferrote Schimmer korrelierte mit der wahrscheinlich lebendigsten Nase dieses Parade-Grauburgunders aus dem Vulkanland. Passionsfrucht war zu riechen, generell auch säurige Gelbfrucht-Töne wie eingelegt Mango aus dem indischen Restaurant.
Extrem frucht-getrieben zeigt sich dieser Wein auch am Gaumen. Allerdings ist das immer auch mit Spannung verbunden. Weißer Pfeffer steht für diese Seite, die für flackernde Glanzlichter über dem Sanddorn- und Hagebutten-Gelée-Geschmack sorgt. Papaya als eines der prägnanten Aromen des „Hochstrandl“ und seiner langen Maische-Standzeit ist ebenfalls vorhanden. Kurz: Aktuell ist der 2019er schon in Hoch-Form!
Fast kann man von einer regelrechten Abfolge wuchtigerer und verhaltener Jahre sprechen, denn auch der nächste Wein aus einem „geraden“ Jahr punktet mit Frische, aber verhaltener Exotik. Dabei greifen wir aber vor, denn die Nase ist vielleicht die schönste der vier Weine der Vertikale im Vulkanland: Karamell-Bonbon pur, erst in der zweiten Nase dann Tropenfrucht, die aber dann ausgeprägt und mit Neigung zu Mango. Garniert wird das von der Signatur des Hochstrandls, in diesem Fall an Kurkuma erinnernd. Frisch lässt sich der 2020er Krispels an, die Mitte wirkt aber schlanker als z. B. beim 2019er. Hier schmeckt man Ananas und gelbe Früchte wie Kaktusfeige. Der Ausklang aber wird richtiggehend rauchig. Man könnte von einer Fusion der besten Eigenschaften von 2018 und 2019 sprechen.
Der jüngste Jahrgang kommt erst in den Verkauf, doch der 2021er gewann bei einigen Wollschwein-Fans die Wertung der fünf Grauburgunder. Die Verbindung aus einem gelben „Nimm 2“, Papaya, Honig und Fruchtgelée bot einfach viel Verführungskraft auf. Dazu kommt die noch deutliche Vanille der 18 Monate im Fass, die hier am deutlichsten mitschwang. Der 2021er kann es aber auch am Gaumen: Druckvoll legt er los und ist bereits im ersten Schluck als „Mäuvoll Wein“ erkennbar. Doch anstelle plumper Kraftmeierei hat er sich für eine gute Säure entschieden. Sie umspielt die Tropenfrüchte schön frisch und geht im Finale dann in einen regelrecht salzigen Hall über. Der zeigt auch einen Kräuterstrauß, in dem sich für uns Salbei am deutlichsten hervortat. Die Orangen, saftig und fruchtig, aber nicht süß, kamen dann im Rückaroma zum Vorschein und signalisierten das Potential dieses Weins. Am besten kostet man ihn wieder, wenn er so alt ist, wie heute der „Ried Hochstrandl“ 2017 – in fünf Jahren wird dieser Jahrgang vermutlich noch heller strahlen. In seinem markanten Gold-Ton, Hochstrandl-gemäß.
Bezugsquellen:
Genussgut Krispel, Grauburgunder „Ried Hochstrandl“ 2021 und 2020 sind um EUR 37,- ab Hof bzw. im Webshop erhältlich, www.krispel.at
Genussgut Krispel, Grauburgunder „Ried Hochstrandl“ 2019 führt man um EUR 33,80 (Restmengen!) bei Weinshop24, www.weinshop24.at