„Kennst Du eigentlich alle Winzer?“, wunderte sich letztens der Tisch-Nachbar. Auch wenn’s angesichts der G’schichtln über Familienverhältnisse, Übernahmen und Ausbaupläne, die wir beim Verkosten gerne einstreuen, so aussieht: Die Antwort lautete „natürlich nicht“! Bei 6.000 flaschenfüllenden Winzern, wie das so schön amtlich heißt, kann man das auch nicht. Doch der Vollständigkeitswahn ist ja nur die eine Seite. Auf der anderen bedeutet das, dass man auch nach Jahren als professioneller Verkoster neue Weingüter entdeckt.
Womit wir bei der Schlossquadrat-Trophy wären. Jenem verdienstvollen Bewerb für Winzer unter 30 Jahren, die bereits im SALON Österreich Wein angeschrieben haben müssen. Qualität, die anerkannt ist, und jugendlicher Spirit sind also gefragt bei der Präsentation der „Youngsters“, die heuer zu sechst mit je zwei Weinen um die Nachwuchs-Krone ritterten in Wien-Margareten. Und genau hier entdeckten wir heuer – nach den Sekten von der Kästenburg der Familie Jakopé (hier nachzulesen) – einen weiteren steirischen Newcomer. Der Vollständigkeit halber: Den Sieg holte sich im zehnten Wettbewerbsjahr zum dritten Mal eine Winzern, nämlich Kerstin Schwertführer, die nächste Generation vom bekannten Sooßer Weingut (unser Porträt steht hier).
Der 27-jährige Patrick Altenbacher verschaffte aber verschaffte mit seinem Antreten beim Wettbewerb aber dem Familienweingut Aufmerksamkeit, die seine Weine durchaus verdienen (und uns eine neue Adresse im Vulkanland). Das Örtchen Tieschen erweist sich damit als guter Boden für junge Winzer, denn auch Sigrid Platzer und Simon Engel haben bereits für überregionales Aufsehen gesorgt. Gemeinsam ist man Mitglied der Ortswein-Vereinigung TAU. Und man pflegt die Burgunder-Sorten.
Davon gleich mehr, denn Altenbacher schenkt zuerst einmal seinen Sauvignon blanc ein. Er ist das, was man resch nennt, vor allem aber auch sortentypisch. Pikante Jalapeños und Grüne Paprika, gepaart mit Brennessel-Duft, bringt dieser Vulkanland DAC mit. Der 2018er bringt einen beachtlichen Zug mit, der sich neben den grünen Frucht-Noten (Kiwi!) vor allem von einer leichten Pikanz speist, bei der man an Harissa denken mag. Dass die Altenbachers auch eine Buschenschank führen, kann man hier erwähnen, denn hier macht der Sauvignon sicherlich auch zum (deftigen) Essen gute Figur.
Ebenfalls aus dem Jahrgang 2018 stammend und als Ortswein im DAC-System deklariert, kommt nun aber der Grauburgunder dran. Er hat einen kräftigen Antritt mit seinen 14 Volumsprozenten und vor allem eine längeren Hefekontakt hinter sich. Kenner könnten sagen, Patrick Altenbacher zielt in Richtung eines Orange Wine, vermeidet aber die Gerbstoffbittere. Der leicht orange Schimmer hebt diesen Wein aber schon mal optisch an. Kaki, Papaya und Kaktusfeige sorgen für exotisch-intensive Düfte, dazu kommt ein Touch Zwiebelmarmelade mit ihrem süß-sauren Geruch.
Der Grauburgunder stellt schlicht ein „Mäuvoll“ Wein dar, einen in sich ruhenden Sortenvertreter, der weit wertiger daherkommt, als sein kleiner Preis vermuten läßt. Wieder meldet sich die Papaya am Gaumen, auch das leicht süße Paprika-Gericht Peperonata (technisch reden wir von knapp vier Gramm Restzucker). Auf die dichten Frucht-Noten folgt im Abgang eine Dosis Grüner Pfeffer, die wieder für Leichtigkeit, Würze und damit Trinkanimo dieses Weißweins sorgt. So leichtfüßig können 14% daher kommen. Bei Altenbacher, unserer Neuentdeckung aus Tieschen. Merken, bitte!
Bezugsquelle:
Weingut Altenbacher, Sauvignon blanc DAC 2018 kostet EUR 7,50, der Grauburgunder DAC 2018 ist um EUR 8,- im Webshop und ab Hof erhältlich, www.weingut-altenbacher.at