Wer nennt einen Whisky denn ausgerechnet „Staatssekretär“? Jacopo Poli, bekannt für seine Grappe aus dem venetischen Schiavon, hat seinem Single Malt-Erstling diesen ungewöhnlichen Namen gegeben. Der fünf Jahre gereifte „Segretario di Stato”-Brand ist nämlich eine Hommage an den berühmtesten Sohn des Ortes – Pietro Parolin, seines Zeichens seit dem Jahr 2013 Kardinalstaatssekretär des Vatikans. Die flüssige Hommage an seinen Landsmann sollte also entsprechend wertig und würdig ausfallen und so dauerte es, bis der Brenner zufrieden war. Dazu kam die fünf Jahre währende Reifung des Getreide-Destillats.
In die typische, oben ganz schmale Flasche Polis kommt nun ein 43%-iger Whisky, der sein Finish in Amarone-Fässern erhielt. Der Rotwein aus der Vorbelegung prägt vor allem den Duft des „Segretario di Stato”; schon beim Einschenken entströmt der Flasche ein Geruch nach Dörrzwetschken. Dahinter sorgen Pfirsichkerne und Macadamias für fruchtige und nussige Akkorde. Herbe Akzente setzen dazu Kakaopulver und – mit mehr Luft – getrocknete Steinpilze. Das schokoladige Element, das auch Jacopo Polis offizielle Beschreibung des Whiskys betont, bildet dann die Brücke zum Geschmack des „Staatssekretärs“.
Denn Nougat-sanft beginnt der norditalienische Getreidebrand am Gaumen. Sieht man von seinem zarten Biss im Abgang ab, bleibt diese fruchtig-milde Art auch den ganzen Trinkverlauf lang erhalten. Eine fast heitere Fruchtigkeit von Steinobst und Orangen wird von einem ultrafeinen Rauch-Ton begleitet, der für eine gewisse Kante sorgt. Und der final dann in die Eichenholz-Geschmacknoten des Poli-Whiskys überleitet. Hoffen wir, dass der Kardinal aus Schiavon noch lange im Amt bleibt. Denn eine noch ältere Fassung des „Segretario di Stato” würde uns auch sehr interessieren. Brennend, quasi.
Bezugsquelle:
Poli, Segretario di Stato” kostet EUR 81 (0,7 Liter-Flasche) bei K. Bernardi, www.bernardi-karl-shop.com