Eine Agrarbrauerei nennt man jene Hersteller, die einen Großteil ihrer Rohstoffe selbst anbauen. Beim aus Padua stammenden „Birra Antoniana“ ist das der Fall. Neben dem berühmten Ex-Bewohner, Sankt Antonius, am Etikett, trägt man dort aber auch dem Wiener Bier-Stil Rechnung. Das „birra bionda“ des Hauses, dem Stil nach ein „Pale Lager“, zeigt diese Verehrung bereits in der kupfernen Farbe, die sich dem Wiener Malz verdankt.
Das Motto, das die Italiener für dieses „Altinate“ genannte Bräu ausgaben, lautet „bevibilità“, also Trinkfreudigkeit – denn „Trinkbarkeit“ weist schließlich jedes Bier auf. Doch hier geht es um eine Sache, die uns in Zukunft wohl noch öfter begegnen wird am Biermarkt; nämlich die Brücke zwischen den immer extremer hopfen-gestopften (also nach dem eigentlichen Kochen der Würze nochmals mit Hopfen bestückten) Bieren des Craft-Booms und den belanglosen Industriebieren der Marke „Ex-und-hopp“ bzw. ihres Konkurrenten „Zisch und weg“. Tertium non datur? Gibt es keinen Mittelweg?
Der wären dann aromatisch markante Biere, die sich aber nicht durch die Bittere, die das Hopfenstopfen zwangsweise mitbringt, auszeichnen. Wie die überholzten Rotweine der ersten Barrique-Lager-Versuche hierzulande müssen auch die Craft Biere irgendwann die Trinkbarkeit erlangen, will man sie dauerhaft in der Gastronomie etablieren. Von einem Bier, das „zu macht“ (nicht im dialektalen Rausch-Sinne, sondern im aromatisch bitteren), wird kein zweites, geschweige den drittes, bestellt werden.
Die Richtung, die hier angesagt wäre, zeigt man uns in Padua mit dem „Altinate“ vor. Im Duft finden sich neben Orangenschalen und Koriander auch Papaya, die kalte Hopfung macht sich aber auch in grünen Noten bemerkbar. Am Gaumen ist das „Altinate“ dann irgendwo zwischen Lychee und Grapefruit angesiedelt, die gut balancierte Kohlensäure und die überraschend milde Bittere machen das Bier aus Padua zu einem angenehmen Vertreter, der auch nicht so Hopfen-Begeisterten schmecken kann. Mit der leichten Grapefruit-Zeste im Rückgeschmack erweist es sich auch als feiner, weil trinkanimierender Aperitif. Da geht – auch dank der 5,2% Alkohol – durchaus ein zweites Glas. Genau genommen wollen wir das sogar. Jetzt!
Bezugsquelle:
Birra Antoniana, „Altinate“ ist um EUR 2,30 (pro 0,33 Liter-Flasche im 12er-Pack) bei Getränke Del Fabro erhältlich, www.delfabro.at