„Ich springe optisch aus der Flasche“ – gewohnt humorvoll stellte Michaela Dorfmeister ihre erste Getränke-Kreation vor. Gemeinsam mit Patrick Marchl wurde es eine Erweiterung der sperrig titulierten Kategorie „Non alcoholic distilled spirit“. Also etwas, das wie eine Spirituose schmecken soll, aber auf den Geschmacksträger Alkohol verzichtet. Für Dorfmeister, die ansonsten im Sportmanagement tätig ist, stellte das Getränke-Kreieren Neuland dar. „Mein Input war, ich will niederösterreichische Produkte drin haben“, gab sie dennoch eine Vorgabe an den Rick Gin-Macher.
Schnell landete man bei Apfel und Holunder aus ihrem Heimat-Bundesland. Zwei der acht Botanicals waren damit definiert; mit Tiroler Wacholder und Ingwer aus dem Burgenland bewegte man sich weiter in Österreich. Zitronengras und Pfeffer importierte man doch, um eine abgerundete Aromatik zu bewerkstelligen. Und die ist bekanntlich nicht leicht zu erzielen. Beziehungsweise auch schwer zu beurteilen, wie sich beim Verkosten zeigte. So weit wie deutsche Kollegen im „Nicht-Gin“-Geschäft, die vom Pur-Kosten sogar am Flaschen-Etikett abraten, geht „Rick“ Marchl nicht.
Doch so richtig entwickeln sich die Aromen auch bei seinen alkoholfreien Optionen (die erste war Rick Free) eben erst unter Beigabe von Fillern. Die langen Gesichter so mancher Novizen in Sachen „Non alcoholic distilled spirit“ zeigten aber, dass diese Kategorie noch „gelernt“ werden muss. Erst recht in Zeiten ohne betreutes Trinken an einer Bar.
Leichter tat man sich beim Design, das sich nicht nur beim Aufzählen der beeindruckenden Karriere-Erfolge an Dorfmeisters „goldenem“ Weg orientierte. Der Name ist so wie der Flaschenboden: „Gold“. Und dazu sieht man die Piestingtalerin eben in einem spektakulären Sprung („Das war in Lake Louise“, so die zweifache Olympia-Siegerin) auf einen zukommen.
Als Trinkprotokollanten kosten wir natürlich auch pur. Und hier kommen die Botanicals, die allesamt natürliche Aromen sind, auch klar durch. Zunächst sind da intensive Zitrusnoten, die ältere Semester an Hirsch-Seife und Zitronen-LIFT erinnern werden. Wacholder und vor allem Ingwer kämpfen sich im Duft aber allmählich durch. Am Gaumen wirkt der pure „Gold“ erwartungsgemäß sanft und nahezu neutral. Die Zitrusnoten verwandeln sich in Richtung Orange, etwas „Cefrisch“ und ein erdiger Ton sind die wichtigsten Geschmackseindrücke. Leichte Kräuter-Noten von frischem Koriander und ein Touch „Granny Smith“-Apfel gesellen sich im Finish dazu.
Und der Apfel spielt auch im Dorfmeister’schen Servier-Vorschlag eine Rolle, der sinniger Weise „Olympic Mule“ heißt. Hier das Drink-Rezept:
Olympic Mule
Zutaten:
5 cl Rick Gold by Michaela Dorfmeister
5 cl naturtrüber Apfelsaft
10 cl Fentiman’s Ginger Beer
Glas:
Tumbler
Garnitur:
frische Apfelspalte (Fächer-Form)
Zubereitung:
Glas mit Eis füllen, Gin zugeben und kalt rühren, Apfelsaft zugeben und weiter rühren, bis das Glas beschlägt. Mit Fentiman’s Ginger Beer aufgießen und noch einmal mit dem Barlöffel die Eiswürfel anheben.
In diesem Drink hebt der Ingwer schön die würzigen Noten des „Gold“ an. Der prägnante Zitrus-Ton, den Zitrone, Orange und Lemongras befördern, geht hingegen zugunsten des Grünen Apfels zurück. Dafür gibt es ein anhaltend pfeffriges Rückaroma.
Und mit Tonic Water? Da steigen die bitteren Anteile an, der Geschmack erinnert an einen kräftigen „Gin (der echte!) & Tonic“, der Nachgeschmack ist mit Apfelschale und Ingwer fast erdig herb. Doch wie sagte Michi Dorfmeister: „Man kann es auch nur mit Ginger Beer versuchen“. Experimente sind also – anders als weiland bei der Ski-Wahl – durchaus erwünscht!
Bezugsquelle:
Rick Gin, Gold by Michaela Dorfmeister kostet EUR 32,90 (0,5 Liter) im Rick-Webshop, www.rick-gin.at