Während allenthalben die Liköre der Gruppo Campari auf den Terrassen mit Prosecco und Soda serviert werden, lassen wir Limette und Eiswürfel außen vor – und trinken Single Malt aus dem Portfolio der Italiener. Denn mit der für Österreich eingelangten Menge an Glen Grants „18 years“ lässt sich an einem Dram überprüfen, ob der nicht von allen Whiskyfans geschätzte Jim Murray recht hatte. Denn für den Autor der „Whisky Bible“, die alljährlich auch mit einem Ranking einhergeht, war diese Flasche der „Scotch Whisky of the Year 2017“. Man kann also vergleichen, ob man diesen Eindruck ebenfalls hat.
Bekannt sind die Abfüllungen vor allem für ihre Weichheit und Fruchtigkeit, die sich teilweise auf die „Purifier“ zurückführen lassen, eine Art Filterung an den Kondensatoren zwischen gasförmigem und flüssigem Destillat. Wir hatten letztens den 12-jährigen Glen Grant im Glas und der erwies sich als aromatischer Allrounder mit Tropenfrüchten, vor allem Papaya, Espresso-Noten und etwas medizinalen Noten. 55 Jahre war Master Distiller Dennis Malcolm für Abfüllungen wie diese in Rothes/Speyside verantwortlich und die Unterschrift des legendären Mannes prangt auch auf der Flasche des als „Rare Edition“ gelabel-ten 18-jährigen Whiskys. Der goldgelbe Dram, wie die Schotten ihr Glas Malt nennen, hat eine beachtliche Frische. Kaum ist eingeschenkt, riecht es nach gedörrter Birne. Die fruchtig-süßen Düfte des 18-jährigen Speyside-Whiskys erschöpfen sich darin aber nicht. Dazu kommen Datteln, Karamell (wie die Füllung eines MARS-Riegels) und etwas Rice Crispies. Wer da an Junior-Schokolade denkt, hat richtig kombiniert.
Die weiße Schokolade, speziell wenn man den Glen Grant länger auf der Zunge rollt, ist eine ausgeprägte Note dieses Whiskys. Er hat aber auch etwas Traubiges, die oft als Destillerie-typisch genannten Rosinen-Noten sind hier fast noch frische, grüne Trauben, ein wenig an Verjus erinnernd. Ganz anders wird es dann aber der Mitte, da kommt zu den „hard spices“ wie Muskatnuss und Gewürznelke auch noch ein merklicher Alkohol, doch auch diese Schärfe (43% sind es) wird schokoladig gemildert. In dieser Spielart geht es lange weiter, denn der 18 years hat ein beachtliches Finish.
Und das mit dem besten Whisky 2017? Nun, im Gegensatz zu Mr. Murray kosten wir nicht alle Neuerscheinungen, was sich aber auch ohne den breiten Vergleich als herausragend erwies, ist die Balance und Expressivität dieses Single Malts: Die „Süße-Falle“ vieler neuer Drams, die man sich vom Bourbon abgeschaut hat, wurde hier vermieden. Dennoch ist es ein aromatisch zugänglicher Whisky, der mit seiner vielschichtigen Art aber auch beim Kenner punktet. Die dosierte Kraft und offenbar viel Verständnis für das Fass-Management sind zu attestieren. Vor allen der lange Nachklang macht Spaß. Da können die anderen ruhig weiter rote Ballongläser mit Eiswürfeln drin austrinken.
Bezugsquelle:
Glen Grant, 18 years (Rare Edition) ist um EUR 149,90 (0,7 Liter) bei Weisshaus erhältlich, www.weisshaus.de