TQM haben die Japaner aufgebracht und ein bisserl japanische Gene dürften sich auch nach Vorarlberg gemogelt haben. Denn auch Hubert Peter arbeitet so lange an seinen Getränken, bis sich nichts mehr verbessern lässt. Das ist eben Total Quality Managment, Gsiberg-Style. Doch keine Angst, das wird kein Business-Seminar, auch wenn es um ein Start up geht. Gemeinsam mit Michael Antl hat der Bar-Chef der Barrikade in der „Marktwirtschaft“, einem Indoor-Markt im hippen 7. Bezirk Wiens, die „Gute Geschmack OG“ gegründet. Und in der schraubt man nunmehr seit anderthalb Jahren am perfekten Geschmack eines „Ginger Beer“. Schließlich macht das Duo das nicht hauptberuflich, Peter muss auch noch Abgefahrenes wie seinen Chorizo-Likör (ja, er schmeckt nach der Paprikawurst!) oder einen Milch-Kaffee mit Sellerie und Chia-Samen entwickeln…
Im Gegensatz zum Ginger Ale wird traditionelles, etwa in Jamaica gebräuchliches Ingwer-Bier gebraut und ist damit leicht alkoholisch. Das verwirrt und führte dazu, dass der wiederentdeckte Bartender-Favorit nicht „Bier“ heißen darf, wenn er nicht alkoholisch ist. Soviel nur zu den Fallstricken der Getränke-Gesetzgebung, falls sich wer wundert, warum Gigant Schweppes „Ginger B.“ auf seine Flaschen schreibt. Noch verwirrender wird es in Hubert Peters Fall, denn er wollte zwar ein klassisches Ginger Beer erzeugen, sah aber bald ein, dass das in handwerklicher Art aus zwei Gründen nicht geht: „Soviel Ingwer kannst Du gar nicht schälen“ – und unbezahlbar würde das Ganze auch.
Geworden ist es nun ein Bier mit Ingwer-Geschmack, also ganz traditionell gebraut mit einer Mischung aus Gersten- und Weizenmalz, Hopfen, obergäriger Hefe und steirischem Trinkwasser. Warum steirisch? Weil die Forstner Handbrauerei in Kalsdorf die Erzeugung des Rezepts übernommen hat, dem zwei Mal Ingwer (in der Würze und im Lagertank) beigefügt werden und einmal Chili. Gerade diese Aromatisierung ließ das ingwer-scharfe Duo nicht ruhen. Denn der erste Prototyp, den seit dem Vorjahr schon in der „Marktwirtschaft“ unter dem Label „Mei Ginger Beer is net deppat“ (im Lokal 5,90 Euro) zu kosten gab, hatte mächtig Schärfe. „Der Ingwer schärft noch nach“, analysierte Peter den Effekt der Flaschengärung und nun kommen wir endlich zum Geschmack der aktuellen Variante.
Mandarine meets Chili – im Ingwerbier!
Die riecht nach Blockmalz-Zuckerl, etwas gelben Früchten wie Gallia-Melone und Pomelo, also in jedem Fall weniger scharf, als süß-fruchtig. Der u. a. verwendete „Mandarina Bavaria“ tut offenbar sein aromatisches Werk. Der Ingwer hingegen schleicht sich erst am Gaumen an, dem malzigen Antrunk folgt eine Note, die an den eingelegten Ingwer vom Japaner erinnert. Die Chili-Schärfe wurde wirklich dosierter, sie kommt erst im Finish zum Tragen, hängt dann aber lang und eher prickelnd (wie Sichuan-Pfeffer), denn stechend scharf, nach.
Wer den Vergleich des Ginger zum als Filler – etwa im „Moscow Mule“ – verwendeten Ginger Beer ohne Alk sucht: Das heimische Bier mit Ingwer unterscheidet sich von der Limo durch die Abfolge der Aromen – wird das Ginger Beer in der Regel nach einem scharfen Beginn süßer und limonadiger, geht es hier umgekehrt zu. Die dezente Schärfe spielt erst im Abgang eine Rolle, lässt einen dann aber nach mehr verlangen.
Übrigens, Leo Kiem, der Sommelier, der Ginger sofort für seinen Shop listete, schlägt es zu gedämpften Muscheln vor, das passt tatsächlich und beamt uns nach Belgien. Probieren Sie’s!
Bezugsquelle:
Die gute Geschmack OG, „Ginger“ ist um EUR 3,60 (0,25 Liter) im Shop von Agora Vino erhältlich, www.agoravino.com