Andere haben eine Zahnlücke, die sie nicht so sexy finden. Firmenstrategen im Tonic Water-Segment macht offenbar eher eine „Geschmackslücke“ Sorgen. „We had a flavour gap“, formuliert es in britisch-trockener Prägnanz Rose Black. Und da sie für die Rohwaren (man könnte auch sagen: botanische Zutaten) bei Fever Tree verantwortlich ist, hat sie sich was überlegt. „Fruchtig süß“ fehlte in der herben Liga der mit natürlichem Chinin arbeitenden Briten. Und gefüllt wurde diese Lücke mit „quintessential British flavours“. Als da wären Himbeere und Rhabarber, vereint zum neuen „Wild Berry“, auch wenn nur eines davon eine Beere ist.
Wer sich als Heim-Bartender begreift, mag vielleicht nicht gleich an die pinke Limo denken, doch im Handel ist sie eine große Nummer. In unserem Nachbarland steht „Wild Berry“ auf einer Ebene mit Red Bull. Nur Tonic Water und Cola sind noch beliebter im Longdrink-Glas. Was insofern witzig ist, da die Bezeichnung zwar die Gegensätze Barbie-Rosa und Hardrock („Wild“ und „Berry“) vereint, aber keineswegs klar definiert ist. Beim Tonic etwa gibt es das Chinin samt Obergrenze. Es bleibt also auch Spielraum für die Briten bei ihrer Neuentwicklung. Wurde der genutzt? Dazu gleich mehr, denn noch sind wir bei Rose Black und der Provenienz der Zutaten.
Nun, die besonders robuste Himbeeren-Sorte Glen Ample wurde nicht nur vom Scottish Crop Research Institute gezüchtet, sondern wächst auch in Schottland für die Tonic-Fabrikanten. Der Rhabarber wiederum steuert merry old England selbst bei; er stammt aus Norfolk. Und natürlich ist ein Quäntchen Chinin im Spiel. Den Duft der Neuheit bestimmen aber die Himbeeren – und das in einer relativ säurigen Art und Weise. Ein bisschen Kindheit im Freibad mit dem Brausepulver-Schlauch in der Hand schwingt da mit. Auch an Weichsel denkt man eventuell. Die Kohlensäure ist fein und durchgängig, am Gaumen wirkt die wilde Beere recht kühl. Überraschend ist nämlich auch die geringe Süße, die man spürt – wenn auch 77 Gramm pro Liter kein Diätgetränk ergeben. Aber auch ein wenig Pink Grapefruit und im Abgang dann wieder eine feine Himbeer-Note schwingen mit. Tonic-herb ist das Ergebnis damit noch nicht, aber für eine Limonade kommt sie erstaunlich trocken daher.
Pur ist das neue Fever Tree also eine feine Erfrischung, doch wie steht’s um die „Mixability“? Anbieten würde sich natürlich ein pinker Gin, von denen es aktuell auch viele gibt – und das dann als „Gin & Tonic“ in doppeltem Rosa gemixt. Aber auch Wermut und Prosecco bieten sich als Partner für einen Aperitiv an. Und wer die kühle Seite des „Wild Berry“ akzentuieren will, nimmt Wodka, Süße lässt sich z. B. mit etwas Lillet Blanc einbringen. Zumindest diese Vielfalt zeigt: Offenbar wurde die Geschmackslücke doch geschlossen.
Bezugsquelle:
Fever Tree, Wild Berry ist um EUR 1,69 (0,20 Liter-Flasche) z. B. bei Vinospirit online erhältlich, www.vinospirit.at