Vielleicht gab’s den Nespresso Volluto nach dem Brautsegen. Als Tischwein aber stellte George Clooney seinen Gästen aber einen Roten aus Bolgheri auf den Tisch. Der „Le Serre Nuove dell’Ornellaia“ 2012 sollte die Hollywood-Gäste in Venedig in Feierlaune bringen. Kann er das? Mal sehen, aber zunächst wird einmal zurückgeblendet in sein Erntejahr.
Denn wie schnell die Winzersorgen wechseln, zeigt ein Blick aus dem in Italien (wie hierzulande) regennassen 2014 zwei Jahre zurück. Nach dem ohnehin schon trockenen Jahrgang 2011 folgte auch 2012 in der Toskana ein trockenes Jahr. „Juli und August waren heiß und nahezu niederschlagsfrei“, erinnert sich der der Agronom Leonardo Raspini. Erst im September sorgte Regen für Entwarnung, die Ernte von Cabernet Sauvignon und Petit Verdot zog sich bis in den Oktober hin.
Der „Zweitwein“ von Ornellaia wurde zum ersten Mal im Jahr 1997 erzeugt und Önologe Axel Heinz bringt in der Cuvée Serre Nuove im Idealfall die Weichheit des Merlot (52%) mit den kräftigen Noten von Cabernet Sauvignon (28%) und Cabernet Franc (8%) zusammen. Petit Verdot, von vielen als ideale Sorte für die südliche Toskana gepriesen, fungiert dann mit seinem 12%-Anteil quasi als Gewürz. Beim 2012er tut er das ganz ordentlich, wie wir noch sehen werden.
Als Einstieg in die Welt des 97 Hektar großen Kult-Weinguts eignet sich dieser Wein bestens. Gereift wird die Cuvée zunächst in ihren Einzelbestandteilen, nach einem Jahr wird der Blend erstellt, der weitere drei Monate Fassreifung erfährt. Und natürlich setzt man auf die Toskana-übliche Flaschenreifung, die ein halbes Jahr währt. Viel Holz fürwahr, doch der 2012er zeigt eine cremige Kirschfrucht im Duft, die schon ziemlich ans Erdbeerige grenzt, zudem ist er säurig unterlegt.
Man merkt das nur nicht gleich, so samtig, wie ein Pudding, kommt der Serre Nuove daher. Zum anfangs versteckten Balsamico gesellt sich aber auch eine würzige Note: „Sottobosco“, wie der Italiener den waldigen Geruch nach Moos, feuchten Nadelbäumen und Pilzen zusammenfasst. Und nicht zuletzt ist auch Lorbeer dabei. Ziemlich viel Geruch für einen „einfachen“ Wein, dem der erste Schluck nicht nachsteht.
Wieder täuscht zunächst die Vanille; „teures Holz“ hätte ein Verkostfreund hier aufgejubelt, denn nicht alles muss in der Jugend „oaky“ schmecken. Hier stützt das Holzfass eine Frucht, die merklich dunkler ist als der Duft. Brombeere, Heidelbeere und erneut eine Steinpilz-Note, die sich schon im Geruch abgezeichnet hatte. Im Finale geben röstige Noten (Maronischale? Aber daran ist ev. die Jahreszeit schuld) eine andere Seite dieses Weins preis. Im Rückaroma schließt sich dann der Kreis, hier kommt das Erdbeer-Sahne-Zuckerl durch.
Was nicht verschwiegen sei, ist dass dieser Wein Luft braucht. Dann allerdings straft er seine Jugend Lügen. Und auch Mr. Clooneys Wahl wird plötzlich sehr verständlich…
Bezugsquelle:
Ornellaia, Cuvée „Le Serre Nuove“ 2012 ist um EUR 38 bei Morandell erhältlich, www.morandell.com