Was bitte ist ein Gargelkamm? Das weitgehend vergessene Werkzeug lässt sich als Fugen-Schneider für Holzfässer beschreiben. Warum kommt es dann im Trinkprotokoll.at vor? Weil dem Gerät, mit dem der Fass-Hersteller oder Küfer die Vorarbeit zum Einsetzen der Böden leistet, ein neuer Whiskey aus dem irischen Midleton gewidmet ist. Jamesons „Cooper’s Croze“, wie der Gargelkamm auf Englisch genannt wird, stellt die intensivste der drei neuen Abfüllungen dar, die unter dem Serien-Titel „Whiskey Makers Series“ Brenner, Blender und Küfer mit einem jeweiligen Werkzeug am Etikett ehrt.
Wie sich das Destillat in seiner Jugend verhält, demonstriert hingegen der jüngste, nur in Weißeiche gereifte „Distiller’s Safe”, wie alle drei neuen Jamesons mit 43% abgefüllt. Der Grain Whiskey, also der im Gegensatz zum Malt Whisky aus Mais, Weizen bzw. Hafer und etwa ungemälzter Gerste (für die Gärungsenzyme) gebrannte Blend-Anteil, dominiert hier, dazu kommt etwas Pot Still-Gersten-Whiskey. Im Ergebnis stehen – wenig überraschend – die Getreidenoten im Vordergrund. Der Distiller’s Safe riecht nach Cornflakes, in die sich etwas Marzipan mischt. Wer die „Frosties“ von Kellogg’s kennt, wird ihren Geruch hier wiederfinden.
Süß beginnt auch der Antrunk des irischen Whiskeys; Mandelmilch, Kumquat und eine leichte Nussigkeit notieren wir, erst im Abgang kommt der weiße Pfeffer durch. Er ist das typische Kennzeichen eines Pure Pot Still-Whiskeys, dem aus der Not (Malz wurde von den „bösen“ Engländern besteuert) geborenen Destillat einer Misch-Maische aus gemälzter und ungemälzter Gerste. Insgesamt eine Art Cornflakes für Erwachsene, steht dieser Whiskey am Beginn der „Makers“-Serie.
Der Hund, der Whiskey stibitzte: Blender’s Dog
Als softer, aber insgesamt dennoch komplexer erweist sich der „Blender’s Dog“. Nicht nach dem Hund von Billy Leighton, dem aktuellen Jameson-Blender, benannt, sondern nach einem alten Schöpfgefäß, quasi dem Weinheber für Whiskyfässer. Der hing einerseits treu am Hosenbein des Verkosters, verschwand bisweilen aber auch im Gewand der Arbeiter, wenn sie Freiwhiskey stibitzten. Dieser schottischen Namens-Erklärung fügt Gerald „Ger“ Buckley, mit dem wir das neue Whiskey-Trio aus Midleton verkosteten, eine weitere hinzu. Sie bezieht sich auf die Bezeichnung „white dog“ für den ungelagerten Brand und sollte unbefugte Ohren am Mit-Hören von Betriebsgeheimnissen hindern: „Wann immer Blender über ihren Whiskey sprachen, gaben sie vor, sich über einen Hund zu unterhalten“.
Wie dem etymologisch auch sei, der Blender’s Dog ist ein Hündchen zum Liebhaben, keine zähnefletschende Bulldogge: Karamellisierte Ananas, Butterscotch und Shortbread-Keksgeruch prägen seinen Duft. Fünf bis acht Jahre sei ein Teil des Blends, sieben bis zwölf der andere, verrät Ger Buckley, der für alle Fässer der irischen Destillerie verantwortlich ist. Die buttrige, an Toffee erinnernde Note bleibt auch am Gaumen eine Konstante; hier mischt sie sich mit getrockneten Früchten zu einer Art Christstollen-Aromatik, wieder denkt man kurz auch an Cornflakes, ehe der weiße Pfeffer dann sein aromatisches Werk – hier im Verein mit etwas Zimt – versieht. Wir meinen: Ein schöner Einstieg in die Welt des Irish Whiskey.
Komplexität vom Küfer: Der Cooper‘s Croze
Der Einfluss des Fasses, die Domäne des Küfers, drückt sich im ältesten Whiskey der Serie aus. Der Fugen-Schneider (eingangs besagter croze) des Fassmachers am Etikett deutet somit auch an, dass in dem 12- bis 16-jährigen Blend mehrere Gebinde zum Einsatz kamen. Erstbefüllte Weißeichenfässer, Bourbon-Casks und Sherryfässer, die den Einfluss der spanischen Eiche („reicher, dunkler, mit Aromen von Christstollen“, so Küfer Ger Buckley) zeigen. Der Duft nach Leder, Toffee, mit Luft dann auch: Bratapfel und Piment, unterstreicht die „dunklere“ Aromatik im Vergleich mit den anderen „Whiskey Makers“-Abfüllungen.
Der erste Schluck bringt mit Datteln und der typischen Pfeffrigkeit eines Pure Pot Still-Whiskeys ebenfalls Intensität auf den Gaumen. Mit der Zeit wird die Frucht dann etwas lieblicher, Noten von Nektarinen und Vanille kommen dann stärker durch. Auch das Finish, in dem Leder und Zedernholz sich wieder zu den süßeren Akzenten gesellen, fällt hier am längsten aus. „Ohne Fässer kein Whiskey“, kommentiert Buckley „seine“ Abfüllung. Und: „Je öfter ich ihn verkoste, desto mehr fühlt er sich nach mir selbst an“.
Bezugsquelle:
Jameson, „Distiller’s Safe“ ist wie der „Blender’s Dog“ und der „Cooper’s Croze“ jeweils zu EUR 49,90 (0,7 Liter-Flasche) im Weisshaus-Shop erhältlich, www.weisshaus.at