Wenn 25 Rotweinwinzer ausschenken, gibt es genug zu entdecken. Und so gehen die Trinkprotokolle vom Deutschkreutzer Rotweinfestival (alias „Creitz-Files“) in die dritte Runde. Nach den Cuvées – hier nachzulesen – geht es wie schon in Teil 1 um die Leitsorte. Blaufränkische, die uns entzückt haben, stellen wir im Rundgang durch die 2024er Auflage dieses Fests für Rotwein-Freaks vor.
Wer einen sortentypischen Blaufränkisch sucht, wurde beim Grenzlandhof Reumann fündig. Der „Ried Hochbaum“ 2022 bringt gleich einmal die Sauerkirsch-Kanone in Anschlag. Damit es kein Mißverständnis geben kann, welche Sorte hier im Glas tanzt. Nougat erzählt dann von den zwei Jahren im Barrique, die Mario und Christian Reumann ihrem Blaufränkisch gewährten. Attraktiv würzt beide Seiten ein Schwung Langpfeffer mit seiner erdigen Art.
Ähnlich komplex, wenn auch noch am Beginn seiner Entwicklung, zeigt sich der 2022er im Mund. Da wird es sofort saftig; die roten Früchte dominieren und beschränken sich nicht nur auf Kirschen. Der feine Gerbstoff wird von den Eichennoten – vor allem Bitterschokolade – ein wenig verstärkt. Doch die finale Harmonie dieses so typischen Sortenvertreters ist nur eine Frage der Zeit. Hohes Lob für den „Hochbaum“!
Ziemlich zur Mitte der Deutschkreutzer Runde wartete dann Bernhard Ernst. Und er hatte seinen burgenländischen Landessieger am Start. „Goldberg“, ein 2021 gelesener Blaufränkisch, der schon olfaktorisch punktete. Zarte Kokosnoten mischten sich mit Pumpernickel-dunkler Würze. Weichsel-Duft als klare sortentypische Note war ebenfalls vertreten, mit mehr Luft dann auch Heidelbeeren und ein Quäntchen Vanille. „Guter Holzeinsatz“ hätte man früher geschrieben, als das noch rar war. Doch Ernst hat das Händchen dafür, das wissen wir nicht erst seit gestern. Vollmundige Beerenfruchtigkeit ist sodann auch der erste Geschmackseindruck. Allerdings sind es sehr kühle Noten – man denke an Heidelbeer-Eis! Der Gerbstoff ist abgeschliffen, dieser Wein hat nichts „Hantiges“, dafür eine hohe Zugänglichkeit. Woran auch die dezente (!) Vanille einen Anteil hat. Nicht immer kann man Jury-Urteile nachvollziehen, bei diesem Sieger- Blaufränkisch allerdings durchaus.
Neu war für uns hingegen das Weingut Kovacs, das in der Ried Höblisch (Teilabschnitt des „Alten Weingebirges“) seinen Blaufränkisch kultiviert. Es ist die Reserve 2020, die Michael Kovacs einschenkt. 12 Monate im Barrique haben einen mollig-runden Typus ergeben, der dem heißen Jahrgang entspricht. Das schöne Rubin, schulmäßige Farbe eines „BF“, erzählt davon noch nichts. Auch die Cranberrys und fast an Eukalyptus anklingenden Würze-Töne geben sich noch recht jugendlich unbekümmert. Zupackend und seriös wird es mit dem Kostschluck: Dörrpflaumen, generell intensive Noten getrockneter Früchte, ja gar ein Hauch von Rum, zeigen sich sofort im Mund. Dieser Blaufränkisch ist zum Beißen dicht und im schönsten Sinne ein wenig „old school“. Wie ein herber Espresso klingt Kovacs‘ Rotwein aus; der Nachhall erinnert an Zwetschkenkrampus und erfüllt mit seiner Samtigkeit den Gaumen. Keine Frage, das ist der Wein zum „grosse pièce“ – zum Braten, vorzugsweise von Wild, Lamm oder Rind.
Ebenfalls eine Entdeckung war der „Nyék“. So unbekannt war dieser Blaufränkisch vom Weingut Hufnagel, dass wir erst einmal fragten, ob der ungarische Name eh nichts Unanständiges bedeutet. Lachend erklärte Hans-Jürgen Hufnagel, dass damit nur der alte Name seiner Heimat Neckenmarkt gemeint ist. Der dazugehörige Wein aus dem Jahrgang 2022 erinnert mit seiner ebenso kühlen, wie fleischigen Duftnote an Steaksaft und Blut, der zarte Pfeffer-Mix im Geruch passt da gut ins Bild. Im Mund legt der „Nyék“ es zunächst dunkelfruchtig an. Brombeere und Graphit sind zu schmecken, ehe erneut die Fleischsaft-Note für eine Bei-Note zu der typischen Kirschfrucht sorgt. Das ist ein puristischer, ein ungeschliffener Blaufränkisch, der sich mit seinem Stil erfrischend abhebt. Die animierende Art dieses Rotweins erklärt auch, warum Winzer Hufnagel den 2022er als einen seiner Lieblingsweine bezeichnet. Tun wir seit dem Rotweinfestival auch.
Bezugsquellen:
Grenzlandhof Reumann, Blaufränkisch „Ried Hochbaum“ 2022 wird um EUR 13,- ab Hof bzw. im Webshop angeboten, www.grenzlandhof-reumann.com
Bernhard Ernst, Blaufränkisch „Goldberg“ 2021 ist um EUR 18,- ab Hof bzw. im Webshop des Deutschkreutzers zu bekommen, www.weinguternst.at
Weinbau Kovacs, Blaufränkisch Reserve 2020 kostet ab Hof bzw. via Web-Bestellung EUR 9,50, http://weinbau-kovacs.at
Weingut Hufnagel, Blaufränkisch „Nyék“ 2022 ist um EUR 7,50 ab Hof in Neckenmarkt bzw. im E-Shop erhältlich, www.weingut-hufnagel.com