Es findet natürlich im Herzen des Blaufränkischlands statt, doch das Rotwein-Festival in Deutschkreutz hatte natürlich mehr zu bieten als die Weine in unserer Folge 1. Diese holte die reinsortigen Blaufränkischen in Reserve-Qualität vor den Vorhang, die uns beim Rundgang positiv auffielen. Doch etliche Winzer punkteten auch mit ihren Cuvées. Darunter befanden sich Klassiker ebenso wie relativ neue Kompositionen roter Sorten. Josef Reumanns „Phoenix“ gehört zur ersten Kategorie. Der Blend aus Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah (im „Gewürz“-Ausmaß von 5%) wurde zum 26. Mal gefüllt. Die extrem ausgeprägte Fruchtnase lässt zugleich Kirsche, Pflaumensaft und Cranberrys erkennen. Weich und zugänglich ist auch das Mundgefühl, das von einer Woge aus Frucht – diesmal auch Sauerkirsche als Signatur des Mehrheitsanteils (Blaufränkisch) – gefolgt wird. Die säurige Weichsel wird von einem ausgeprägten Gewürzkorb, in dem sich Salbei, Lorbeer und Nelkenpfeffer finden, begleitet. Der Gerbstoff unterstützt diese herben Noten. Er fällt trotz der Jugend des Weines nie bitter aus, sondern tariert vielmehr die satte Frucht schön aus.
Erst seit kurzem gibt es die Cuvée namens „Janna“, eine Hommage an die Neckenmarkter Winzerin Juliane Wieder. Auch hier macht der Blaufränkisch 50-55% aus, wie Georg Wieder (kl. Bild) beim Einschenken erläutert. Merlot und Cabernet sind die weiteren Sorten dieser 2020er Abfüllung. Die tiefdunkle Würzigkeit des Cabernets ist auch zu merken, sie ergänzt den Brombeer-Gelée-Duft des Merlot um einen Touch Schwarze Johannisbeere. Der Geruch einer Schwarzbrotkruste bringt leicht rauchige Noten ein. Das ist vielversprechend!
In der Tat hat Wieders Cuvée dann auch eine wunderbar abgerundete Textur zu bieten. Man denkt an Kaffeepulver beim Geschmack des 2020ers, die erdig-blättrige Würze von Tapenade und Lorbeer ist ein weiteres Atout. Der Merlot mit seiner schmeichelnderen Art bindet hier mit einem fruchtigen Band alles zusammen. Vor allem auf längere Sicht ist hier noch mehr an Hollerkoch und Brombeere im Geschmack zu erwarten, sobald die Tannine noch ein wenig mehr geschliffen sein werden.
Gleich vier Sorten kombiniert man in Lutzmannsburg zum „Grand Pri‘“ – womit auch kein Zweifel über den Winzer herrscht. Christian Prickler lässt den Blaufränkisch mit den besten Fässern von Merlot, Zweigelt und Cabernet Sauvignon interagieren. Schon beim Trinken legt dieser Wein an Finesse zu. Doch beginnen wir mit der Nase, die Röstbrotwürze vom anderthalb Jahre währenden Ausbau im französischen Barrique mit Ribisl-Gelée kombiniert. Weichsel und Cranberry zeigen auch bei 14% vol. eine klare Frische vor allem des Blaufränkisch-Anteils. Fein und engmaschig spiegelt auch das Mundgefühl diesen Charakter wider: Weichsel und Himbeere stehen für säurig unterlegte Frucht, während ein Nougatguss die Fass-Lagerung symbolisiert. Dennoch sind die Bitternoten gut abgeschliffen bei dieser 2022er Cuvée. Der herbe Nachklang steht dem großen Prickler bestens. Und wie gesagt, das sind die Eindrücke am Beginn seiner Reifeentwicklung
Einen besonderen Wein schenkte auch Johann Hofstädter aus, sein reinsortiger Syrah von der Lehm-geprägten Lage Siglos war eine Überraschung. Denn Trüffel und getrocknete Steinpilze hätte man im Duft nicht unbedingt mit einem Lehmboden verbunden. Doch der Geruch des rubinroten Exoten stellt eindeutig klar, dass hier Struktur über der Frucht liegt. Nach 18 Monaten im Barrique ist die Frucht des 14% vol. starken Syrahs erst in der zweiten Nase merkbar. Dafür strömt dieser Rotwein am Gaumen nur so dahin. Ein echter „Saft“ von einem Wein ist Hofstädter da gelungen. Er bringt dabei Schwarzbeeren und eine feine Säure mit, die diesen Schwall an mundfüllender Frucht mit Frische versieht. Angenehm weich fließt dieser Rotwein dahin. Final gibt es auch die markante „Sportgummi“- alias Eukalyptus-Note zu schmecken, die ihn als typischen Syrah ausweist. Ein ehrliches „Mäuvoll“ Wein!
Bezugsquellen:
Weingut Josef und Maria Reumann, Cuvée „Phoenix“ 2021 kostet EUR 23,- ab Hof bzw. im Online-Shop, https://weingut-reumann.at/shop/
Weingut Juliana Wieder, Cuvée „Janna“ 2020 ist um EUR 20,- ab Hof bzw. im E-Laden der Neckenmarkter Winzer erhältlich, https://weingut-juliana-wieder.at
Weingut Prickler, Cuvée „Grand Pri’ ist um EUR 17,50 ab Hof oder im Online-Shop zu haben, www.prickler.at
Weingut Maria und Johann Hofstädter, Syrah 2019 kostet ab Hof wie im Webshop EUR 17,-, www.weingut-hofstaedter.at