Die Geschichte des „Luce“, eines der großen toskanischen Blends, ist wohl jedem vertraut, der seit den 1990ern Wein liebt. Vittorio Frescobaldi und Robert Mondavi stellten 1997 die ersten Jahrgänge ihres Blends aus Sangiovese und Merlot hervor. 1993 und 1994 wurden damals gemeinsam präsentiert und die Mischung aus einer der ältesten Wein-Dynastien Europas und dem klingenden Namen aus Kalifornien sicherte dem „Luce“ (der Name stammt von Margrit Mondavi) sofortige Aufmerksamkeit der Genießer. Mittlerweile führt Lamberto Frescobaldi, die nächste Generation der Adelsfamilie, das Projekt weiter. Er hat die 88 Hektar Rebflächen der Tenuta „Luce della Vite“, wie das Weingut offiziell heißt, arrondiert und im Südwesten von Montalcino auch den neuen Weinkeller errichten lassen. Erweitert wurde auch mit dem Zukauf des Weinguts Logonovo, allerdings sind hier erst geringe Flächen in Ertrag.
Frescobaldi wich auch von der ursprünglichen „Rezeptur“ – einer Cuvée von Sangiovese und Merlot zu gleichen Teilen – ab. Heute wird je nach Jahrgang der Anteil der beiden Rebsorten variiert, zumal der Merlot nicht nur niedriger (und auf Ton-Böden) wächst, sondern auch früher geerntet wird als die vergleichsweise höher reifenden Sangiovese-Trauben. Drei Wochen Unterschied waren es etwa bei der Lese 2015. Neben „Lucente“, dem Zweitwein von Luce (ebenfalls aus den Sorten Sangiovese und Merlot), kommt nur noch ein Wein aus der Tenuta Luce. Fünf Hektar Rebfläche fallen in den Weinbergsregister des Brunello di Montalcino – sie werden mit einem 100%-igen Sangiovese als „Luce Brunello“ gefüllt – aktuell stellt der Jahrgang 2013 nach fünf Jahren Lagerung den Erstling dar.
Doch zurück zum namensgebenden Blend, dem 2015er „Luce“. Dem heißen August – er folgt unmittelbar vor die im September erfolgende Lese der Trauben in Montalcino – verdankt sich ein sehr reifer Jahrgang. Vor allem der Merlot „steht für Weichheit und Rundheit“, formuliert es der neue technische Direktor Stefano Ruini in seiner Analyse. 24 Monaten Ausbau vornehmlich in neuen Barriques (85%) haben diesen fruchtsatten Charakter nur geschliffen, aber nicht gebrochen.
Schon der erste Duft – der typische, dunkelfruchtige und leicht säurige Geruch von Maulbeeren – deutet den reifen Merlot an. Die schöne, hell-violette Rand-Aufhellung im Glas täuscht, denn von jetzt an wird alles an dunkle Früchte erinnern.
Am Gaumen sind es vor allem Heidelbeeren, die aromatisch fast an Dörrzwetschken anstreifen und die Glanzpunkte setzen. Aber auch eine saftige Sauerkirsche läßt sich – mit Geduld und mehr Luft im Glas – erkennen. Intensiv und geschmeidig zugleich ist dieser Rotwein, umso mehr staunt man, wenn man die 15% Alkohol am Etikett des „Luce“ liest. Die sind bestens eingebunden, gleiches gilt für den Gerbstoff: Ein Touch Vanille schwebt immer über dem 2015er, doch die Tannine sind seidig und bis auf eine kurze, würzige Phase im Abgang kaum zu merken. Zu schmeichelnd legt sich die reife, aber nie konzentriert wirkende Beerenfrucht auf die Zunge.
Die eigentliche Überraschung dieses Jünglings von einer Cuvée besteht in ihrer großen Zugänglichkeit. Denn dieser „Luce“ ist bereits jetzt bestens antrinkbar. Die Jahre werden sein Profil schärfen, das ist klar. Aber im Grunde macht die Fruchtphase, in der er sich heute zeigt, bereits mächtig viel Spaß. Die Größe (und auch der Preis) dieses Weines erschließt sich auch Nicht-Spezialisten – und das ist schließlich auch nicht immer der Fall.
Bezugsquelle:
Marchesi de Frescobaldi, „Luce“ 2015 ist um EUR 91 beim Spezilitätenhändler Mair&Mair erhältlich, www.mair-mair.com