„Es ist zweifelhaft, ob Du den Geschmack und die Feinheiten mitbringst, dieses Ale zu schätzen“. Eine nette Begrüßung ließ man bei Stone Brewing Co. auf das „aggressive Bier“ namens Arrogant Bastard drucken. Die im Text folgende Breitseite gegen Bierkonzerne sollte man aber eventuell überdenken, denn der Erfolg hat die seit 1996 aktive Craft Brewery längst eingeholt. Aktuell ist man die Nummer 9 unter den US-Brauereien und hat mit dem heuer erfolgten Sprung nach Berlin längst selbst internationale Töchter. Aus der neuen Braustätte im Marienpark, einem ehemaligen Gaswerk, stammen auch die neuen Dosen (ja, Bier-Dosen, das am besten lichtgeschützte und recyclierbare Gebinde für Brauwaren) mit dem Gargoyle vulgo gotisch-dämonischen Wasserspeier.
Da wäre zunächst das West Coast-IPA, ein giftgrün verpacktes India Pale Ale mit 6,9% Alkohol und satten 77 Bittereinheiten (IBU), das mit Magnum Chinook- und Centennial-Hopfen „gestopft“ wurde. Den Aromahopfen kann das Rezept auch nicht verleugnen, Stachelbeere, Kiwi und grüne Mango springen einen förmlich an. Hat sich der Schaum etwas gesetzt, kommen dazu auch Zitrusfrucht-Noten wie frischer Zitronen-Abrieb. Rund und mit der erwartbaren Wucht der Bittere beginnt das Stone-IPA; zarte Toastbrost-Aromen begleiten die Frucht, eine saftige Mischung aus Orange und Papaya, ehe wieder die herben Hopfennoten Überhand gewinnen. Die Bittere trägt das IPA auch ins Finish.
Wie schmeckt sie, die flüssige Arroganz?
Berühmt geworden aber ist die von Steve Wagner und Greg Koch in San Diego gegründete Brauerei aber mit dem Strong Ale mit dem arroganten Namen geworden. Wie also schmeckt die flüssige Arroganz, dieses Arrogant Bastard Ale aus der Dose?
Der Geruch bringt anfangs noch die Laugen-Gebäck-Note vieler malzbetonter Biere mit. Praktisch sofort wird aber der leicht salzige Duft von satten Lakritznoten abgelöst, die aber ebenfalls klar machen, dass hier mit dem Röstmalz nicht gegeizt wurde. Nimmt man den ersten Schluck des 7,2%-igen Ales, dominiert aber die Bitterkeit. Erst allmählich baut sich zu den Noten von Zichorie, Artischocken und Bitterschokolade auch Malzsüße als Gegengewicht auf. Dazwischen blitzt aber immer wieder auch eine echte, als grüne Bittere empfundene, Hopfen-Aromatik durch. Die Beliebtheit dieses „arroganten“ Biers dürfte damit zusammen hängen, dass es immer wieder Neues zu erschmecken gibt. So kommt nach der Frische am mittleren Gaumen im Nachtrunk wieder die Bitterschoko deutlicher durch. Dass man die Trinker „heller gelber Industrieware“ vorwarnt, hat also durchaus seine Berechtigung.
Und als Soundtrack in Sachen Publikumsbeschimpfung empfiehlt sich das Lied, aus dem die schönen Zeilen stammen:
„I schimpf auf dera Plottn di und mi und olle Leit
und du kaufst as trotzdem…
waunst manst, waunst di gfreid“.
Denn wie in „Grezn“, dem Lied von „Worried Man & worried Boy“, ist man beim Arrogant Bastard Ale erst dann Fan, wenn man trotzdem kauft.
Bezugsquelle:
Stone Brewing Berlin, „Arrogant Bastard Ale“ ist um EUR 3,84 (0,5 Liter-Dose) erhältlich, das „Stone IPA“ um EUR 2,25 (0,33-Liter-Dose), beide bei BeerLovers, https://beerlovers.at