Wenn Sie jetzt über Punsch lesen im Blog Ihres Vertrauens, sei vorausgeschickt: Er hat nichts mit Konzentraten und Chemie zu tun. Und es fuchtelt auch kein Betrunkener mit Tannenzweigen neben Ihrer Tasse rum (oder spielen Sie etwa schon wieder mit dem Handy rum am Christkindlmarkt???). Für das Ambiente garantieren wir definitiv nicht, den Punsch kann man aber schon im Voraus sympathisch finden. Denn er stammt aus der Salzburger Familienmanufaktur Sporer, deren seit 1927 unverändert erzeugter Orangenpunsch nicht nur an der Salzach einen klassischen Festtagsbegleiter darstellt.
Umso spannender war die Ankündigung, dass der Klassiker eine neue Kreation an die Seite gestellt bekommt. „Ich hatte schon vor längerer Zeit die Idee, einen Punsch mit Beeren herauszubringen“, erzählt Michael Sporer, der als Gin-Fan aber gleich auch den Rum verabschiedete in der neuen Rezeptur. Stattdessen kommt der seit über 60 Jahren ausgeschenkte „Haus-Gin“ der Sporers zum Einsatz; mehr als „er ist ein klassischer Dry Gin und wird in Österreich von einer kleinen Brennerei für uns gemacht“ ist Michael Sporer zu seiner Ansatzspirituose aber nicht zu entlocken.
Den Test in der kritischen Familienrunde jedenfalls bestand der mit Brombeeren und Johannisbeeren aromatisierte „Punsch 2.0“. Das tiefrote Getränk kommt in der Apothekerflasche daher, eine Halb-Liter-Größe des 35%-igen Inhalts reicht für vier bis fünf Liter Punsch, je nach dem, wie kräftig er ausfallen soll. Im Salzburger Minilokal der Sporers, dem schmalsten Haus der Getreidegasse, empfiehlt man den Neuzugang aus der Maxglaner Manufaktur im Verhältnis 1:4 mit Wasser zu mischen.
Pur verkostet, sind die Brombeere und auch die Gin-Würze im Beeren-Punsch deutlich ausgeprägt; der neue „Sporer“ wirkt da fast wie eine kräftiger Sloe Gin mit viel Tannin. Doch wir folgen der Empfehlung Michael Sporers und verdünnen den Punsch mit vier Teilen heißem Wasser. Da wirken die Fruchtaromen etwas säuriger, Himbeere und Kirsche riecht man, aber auch etwas Zimt. Beim Abkühlen wird dann wieder der Geruch dunkler Beeren merklich, diesmal denken wir an schwarze Johannesbeere und Heidelbeere. Saftig und wieder eher himbeerig schmeckt der Punsch mit dem Gin-Kick. Dessen würzige Note meldet sich erst am Schluß, davor sind noch saftige Orangenspalten und etwas Ribisl zu schmecken. Lang und kräftig klingt der 35%-ige Punsch aus.
Das Finale liefert jedenfalls der Gin, der sicher stellt, dass es ein würziger und kein süßer Abschluss wird. Der Verzicht auf Rum fällt jedenfalls positiv auf, er lässt der Subtilität des Beerengeschmacks – inklusive einer gewissen Säure – Platz. Man muss kein Trendsetter sein, um heuer einen Gin-Punsch, made in Salzburg, zu ordern – intakte Geschmacksnerven reichen als Begründung aus.
Bezugsquelle:
Likör- & Punschmanufaktur Sporer, „Beerenpunsch“ ist um EUR 17,70 (0,5 Liter-Flasche) im Webshop der Salzburger erhältlich, www.sporer.at