Da geht man auf eine Hochzeit und lernt als Wienerin mit dem Wine Maker des Château Plaisance den Mann für’s Leben kennen! Die Geschichte von Birgit und Louis-Marie Chollet beginnt romantisch und ergab ein Weindreieck, das sich von Margaux über Wien nach Tavarnelle Val Di Pesa in der Provinz Florenz spannt. Denn neben dem französischen Weingut (und der Armagnac- und Wein-Domäne du Tastet in der Gascogne) steht in der nördlichen Toskana die Fattoria Cerbaia unter dem Zeichen der französisch-österreichischen Partnerschaft.
Die internationalen Wurzeln spielen die Chollets beim „Luigi Maria“ aus, einer Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot und Petit Verdot, deren Menge variiert. Doch spannender ist der Chianti des Hauses im Val di Pesa, der wertiger ist, als er scheint. Denn mit der langen Reifezeit des mit Naturhefe vergorenen Roten könnte er auch als Chianti Riserva durchgehen. Nur hätte man dann keinen Einstiegswein, was eigenartig wirkt, weshalb man lieber tiefstapelt am Gut, das übrigens auch Ferienwohnungen anbietet.
Cerbaias Chianti Classico 2009 duftet nach Kirschen, auch die typische Veilchennote des Sangiovese (nur 10% Merlot wurden zugesetzt) kommt mit der Zeit durch. Deutlich sind aber auch immer noch die Noten des Fasses, die einen Nougat-Schleier über die Frucht legen. Zart herb beginnt der Toskaner, der Gerbstoff setzt von Anbeginn weg die Noten: Preiselbeere und etwas Heidelbeere sorgen für den fruchtigen Kern, gegen Ende aber meldet sich wieder eine an Schwarztee erinnernde Würze mit zartem Bitterl. Lang und animierend klingt dieser immerhin schon sieben Jahre alte Wein aus. Dass Louis-Marie Chollet den 14,5%-kräftigen Chianti auch als Riserva deklarieren könnte, glaubt man spätestens jetzt.
Ganz sicher macht der Vergleich mit dem 2010er Chianti. Nur ein Jahr älter, zeigt sich der etwas säurigere Jahrgang mit seinen Weichselnoten im Duft am Gaumen noch komplett verschlossen. Cerbaias 2oo9er hingegen sollte ab dem Sommer – zu einem Lamm-Rack vom Grill etwa – schon Freude machen, besser wäre aber noch, ihn erst zum 2017er Barbecue zu öffnen. Mit diesem Preis kann man schließlich auch mehr als drei Flaschen davon einlagern.
Bezugsquelle:
Fattoria Cerbaia, Chianti Classico ist um EUR 14,90, der Luigi-Marie um EUR 27 bei Getränke Rudolf Ammersin erhältlich, www.ammersin.at