„Fasten schärft die Achtsamkeit und lenkt die Sinne auf die wesentlichen Dinge des Lebens“ – ein Satz voller Wahrheit, aber nicht unbedingt, was man in einer Bier-Presseaussendung erwartet. Doch der Absender ist in diesem Falle die Stiftsbrauerei in Aigen-Schlägl. Denn dort braut man ein Fastenbier, aber auch wieder keines. Denn historisch waren die Klosterbiere für die Fastenzeit so etwas wie Ersatznahrung. Flüssiges Brot in Zeiten einmaliger Sättigung also war die Idee, gemäß dem Grundsatz „liquidum non frangit ieunum“ (Flüssiges bricht das Fasten nicht).
Doch das aktuelle „Fastenbier“ hat mit lediglich 3% Alkohol Schwerarbeitern wenig zu bieten. „Es geht heute auch nicht mehr darum, den Kalorienhaushalt auszugleichen“, sagt Brauerei-Leiter Markus Rubasch. Dafür hat man sich aber katholische Unterstützung von den Marienschwestern von Karmel geholt. Die Nonnen haben als Ernährungsexpertinnen auch Galgant in die Rezeptur hineinreklamiert. Was hierzulande lediglich Thai-Köche kennen, die besagte Ingwer-Verwandte, ebenfalls ein Wurzelgewächs, steht in der Klosterapotheke seit Langem hoch im Kurs.
Es war , die ihren Dinkelbrei (das „Habermus“) mit dem als herzstärkend geltenden asiatischen Pulver würzte. Alpinia galanga bringt einen zart scharfen, aber auch leicht zitronigen Touch mit. Braumeister Reinhard Bayer hat dem unfiltrierten Bier den Galgant zugesetzt und so für eine interessante Aromatik – abseits des Alkohols – gesorgt: Zitronen-Abrieb und eine fast stechende Intensität, die der Galgant mitbringt (von den meisten vermutlich aber als Ingwer gedeutet wird), steigen in die Nase. Darunter mischt sich auch ein zarter Röstduft heller Frühstücksflocken.
Vollmundig und mit Weißbrot-Anklängen, die wir gerne mit „Cornflakes“ umschreiben, beginnt der Antrunk. Im Mittelteil wirkt das Fastenbier fast wie Bisquit – nicht süß, aber cremig und mit leichter Kuchennote – doch auch die Bittere ist vorhanden. Sie setzt ab dem mittleren Gaumen ein und mischt sich im Abgang mit einem zarten „Pfefferl“. Die Mischung aus Hopfen, grünem Pfeffer und Cremigkeit sorgt dafür, dass man beim Leichtbier den Körper, den höherer Alkohol mitbringt, nicht vermisst. Aromatik ersetzt Schmalz, könnte man im Sinne des Verzichts sagen.
Aber Obacht, natürlich gibt es das Schlägl Fastenbier nur bis Ostern! Dann endet schließlich die Fastenzeit – wobei es zu Schinken mit Kren sicher auch eine gute Begleitung darstellen würde.
Bezugsquellen:
Stift Schlägl, „Fastenbier“ ist um EUR 5,80 (4 x 0,33 Liter) im Shop der Stiftsbrauerei Schlägl und im Bierversand Karl Schiffners erhältlich, www.stiftsbrauerei-schlaegl.at bzw. www.biergasthaus.at