Die zwei kulturellen Eck-Pfeiler Kentuckys sind Pferderennen und Bourbon. Okay, jetzt hat der Mann, der das mit Blick über den Berliner Gendarmenmarkt behauptet, mein Ohr. Denn mit Bourbon kennt er sich aus, der Robert Samuels. Rob, wie ihn alle nennen, ist die dritte und jüngste Generation der Brenner-Dynastie hinter „Maker’s Mark“, dem Whiskey in der kantigen Flasche mit dem roten Wachssiegel. Gebrannt wurde in der schottisch-stämmigen Familie schon 200 Jahre länger, doch erst der Großvater war es, der das „god-awfull“ ((c) Rob Samuels) Rezept des „T.W.Samuels“ kübelte.
1959 wurde dieses stark von der Großmutter beeinflusste Unternehmen gestartet, denn zuvor war Bill Samuels schon als Autohändler und Bankier („der einzigen US-Bank, die innerhalb von 40 Tagen eröffnete und wieder schloss“) gescheitert. Sie wich auch von der US-üblichen Schreibweise „Whiskey“ ab und entschied, dass das schottische „Whisky“ ohne E den Charakter des neuen, ebenfalls auf Omas Rat „Maker’s Mark“ getauften Destillats stärker wiedergibt. Aus dem sechsstöckigen Warehouse in Loretto/Kentucky kommen bis heute gefragte Abfüllungen. Wenngleich sich die bis zu einer Eloge im „Wall Street Journal“ 1981 auch in den USA eher mäßig verkaufende Whisky-Palette getreu dem Motto „a model of inefficiency by their own choice“ bis heute nur wenig erweitert hat.
Erst Robs Vater – dem man übrigens per Mail schreiben kann, was man vom Bourbon hält (jede Flasche zeigt seine Adresse) – kam mit einer neuen Version auf den Markt. Der „Maker’s Mark 46“ hat verwirrender Weise 47 Volumsprozente; sein Name verdankt sich dem Breitengrad, von dem die aromatische Geheimwaffe des neuen Bourbons stammt. Französische Eichen-Fassdauben werden in die Bourbonfässer eingesetzt, um die Würzigkeit zu intensivieren, die das Fass zumindest über sechs Jahre abgibt („darunter füllen wir nichts ab“). Die Übung darf als gelungen gelten, wenngleich mit einer leichten Zeitverzögerung.
Denn der Duft bringt pures Karamell in den Raum, dazu etwas Milchschokolade. Eine dezente Kokosnuss-Note und Piment, vermischt mit Haselnusscreme, lassen eine Frage aufkommen: Ist das wieder einer dieser weichen „Milky Way“-Bourbons? Zumindest anfangs scheint die Antwort ein von kirschig-sanften Aromen begleitetes, lautstarkes „Ja“ zu sein. Ab der Mitte kommen aber die pfeffrigen Akzente stärker durch. Der kräftiger werdende Alkohol tut ein übriges, dass der Maker’s 46 selbstbewußter auftritt. Begleitet wird er von nussigen Noten (Macadamia & Pekan), die gemeinsam mit einer bisweilen fast Chili-artigen Schärfe für ein langes Finish sorgen. Nicht zu unterschätzen, scheint der 47%-ige Bourbon zu flüstern. We never will!
Bezugsquelle:
Maker’s Mark, „46“ ist um EUR 44,90 (0,7 Liter) online bei Weisshaus erhältlich, https://weisshaus.at