Das Schild „ältestes Wirtshaus der Steiermark“, hart an der Kärntner Grenze, hat mich immer nachdenklich gemacht: Schmeckt’s da wie im Mittelalter oder was will und das lange Leben am gleichen Ort sonst sagen? Dieser Tage standen die Erzeugnisse der ältesten Rum-Destillerie der Welt auf der „To-drink-Liste“ und da fiel mir das Wirtshaus auch wieder ein. Schon manchmaI krank, so ein Verkosterhirn. Blame it on the Synapse, aber die ersten beiden Rums der „Mount Gay“-Destillerie aus Barbados holten einen rasch aus den Gedanken. Vor allem die immer wieder gewöhnungsbedürftige weisse Variante mit ihrem Bananen-Touch ließ eher an jugendliche Trinkerlebnisse („wenig Cola is‘ immer gut im Cola-Rum “) denken denn an ehrwürdigen Kolonial-Feierabend in der Karibik.
Seit 1703 gibt es den „Mount Gay“-Rum, seit 1904 darf Barbados-Rum nur aus Molasse erzeugt werden und den Geschmack der Eichenfaß-gelagerten Brandes verfeinert Wasser aus der St. Lucie-Quelle. So weit die Eckdaten, die hinführten zum neuen „Jubiläumsrum“. Master-Blender Allen Smith erweiterte das Portfolio anläßlich des 310-jährigen Bestehens der Destillerie um den „Black Barrel“. Die Würze aus den Bourbon-Fässern kommt bereits in der Nase durch, wo sich Karamell, etwas Kokosette und Vanille zu einem Touch brauner Banane gesellen. Am Gaumen wirkt der Blend aus bis zu sieben Jahren gereiften Rums mild und abgerundet, alkoholisch wird es erst im Finale, wenn das Aroma der Rum-Rosine (Malaga-Eis), von Cornflakes und einer deutlichen Nuss-Note verklingt.
Noch weicher und langsam ins Schokoladige hinüberdämmernd schmeckt nur die ebenfalls mit 43% Alkohol abgefüllte „Old Cask Selection“ aus Barbados. Das Flaggschiff duftet nach Vanille, Zimt und sogar etwas Rosenblüten, dazu kommen die nussigen Aromen von Pecan Pie und Salzmandeln.
Purer Nougat kleidet den Gaumen aus und läßt wahlweise an Milchschokolade und „Manner Schnitten“ denken, ehe einen der letzte, dann deutlich alkoholische, Akkord aus diesen Süßwarenträumen reißt. Dieser finale Kraftakt sorgt aber erstens dafür, dass der Rum nicht zu weich wirkt und beschert zweitens ein überaus langes Finale. Insgesamt ein gewaltiges Ding, das man am besten pur genießt, mit hochgelagerten Füssen und einer Havanna (eine Trinidad Coloniales wäre meine Wahl).
Bezugsquelle:
Mount Gay Rum „1703 Old Cask Selection“ ist um EUR 135 erhältlich, den „Black Barrel“ gibt es um EUR 36,50, beide bei Del Fabro, www.delfabro.at