Die Serie über den Erstauftritt der neuen ÖTW-Gebiete endet – und doch geht es zurück an den Anfang. Denn die Idee der Verkostung im Schloss Petronell war zumindest bei den Carnuntumer Winzern, letzte Klarheit über ihre Anwärter auf die kommendes Jahr zu präsentierende „Erste Lage 2018“ zu erhalten. Und genau da taten sich die Weißweine ungleich schwerer als die bereits in Folge 2 porträtierten Roten des Zweigelt-lastigen Gebietes.
Doch auch in dem Reigen der Weissburgunder, Veltliner und Chardonnays hatte ein Trio an Weinen zum Merken aufzuweisen. Es stellte sich aber heraus, dass sie alle der gleichen Lage entstammen, auch wenn es zwei Rebsorten und zwei Erntejahre waren, die sie unterschieden. Der „Rothenberg“ aber schob sich damit in die Riege jener außergewöhnlicher Lagen, die man als „Erste“ ausweisen könnte – als einzige mit Weißweinen, zumindest in unser Sicht.
Der Name der von uns angehimmelten Riede verdankt sich dem roten Schotter der vom Wald umgebenen Lage. Mineralische Struktur attestiert ihm etwa Philipp Grassl (über seinen Wein gleich mehr), der „eine gute Portion Salzigkeit und Struktur“ als charakteristisch nennt. In jedem Fall gab er allen drei Weinen eine markante Würzigkeit mit: Rauch, Schwarze Oliven und Nuss-Strudel zeigten etwa diese Prägung der Lage bei einem Grünen Veltliner an, den Franz und Christina Netzl im Vorjahr gekeltert haben. Es ist ein saftiger Wein, der einen rotfruchtigen Mix auf den Gaumen bringt. Zwischen Himbeere, Papaya und Apfelschale (zarter Gerbstoff im Finish erinnert daran) oszilliert dieser trinkfreudige 2017er Weißwein der Netzls.
Wie immer viel Luft braucht dann der „Rothenberg“ Robert Payrs. Der Wein ist ein Jahr älter, als 2016er Grüner Veltliner bringt er mostige Birne im Duft mit. Überhaupt oszilliert dieser Wein zwischen süßen und sauren Gerüchen, die Würze kommt auch hier schon in der Nase durch – uns erinnerte sie an Paprika-Marmelade. Payrs mit 14% gefüllter Veltliner hat einen Kern aus Kumquat und Blutorange aufzuweisen. Die Gewürze allerdings machen ihn spannend; Senfsaat und weißer Pfeffer kommen zum licht buttrigen Schmelz dieses Weins dazu. Hier ist alles da, fast „französisch“ kann sich der „Rothenberg“ nicht zwischen Butterkeks-Schmelz und Würze entscheiden. Zum Glück muss er es auch nicht.
Grandios, weil wir gerade von burgundischen Vorbildern sprechen, fällt dann der dritte „Rothenberg“ aus. Philipp Grassl hat hier Chardonnay stehen und der unverkennbare Butterkeks-Ton im Duft weist darauf hin, dass wir es mit einer intensiven Variante der Sorte zu tun haben. Zumal sich auch Gewürznelken, Schokolade und eine immer stärker in den Vordergrund drängende Tropenfruchtigkeit im Duft finden. Der Schmelz, der sich in der Sekunde über die Zunge legt, ist beindruckend, zumal wir es hier mit Extrakt, nicht Alkohol zu tun haben (der steht bei nur 13%). Nougat und Mango sind hier geschichtet wie in einer Praline; erst kommt die schokoladig-cremige Hülle, dann der Kern aus Frucht. Das Ganze geht bei Grassl ohne Wucht und den Kitsch, der Chardonnay mitunter bedroht, ab. Die Balance aus der buttrigen Art und dem auffrischenden Pfeffer im Finish stimmt hier definitiv. Ein toller Wein, der gerade beginnt Spaß zu machen!
Bezugsquellen:
Franz & Christina Netzl, Grüner Veltliner „Rothenberg“ 2017 ist um EUR 12,90 bei der Vinothek Fohringer erhältlich, www.fohringer.at
Robert Payr, Grüner Veltliner „Rothenberg“ 2016 ist um EUR 18,80 ab Hof bzw. im Web-Shop erhältlich, www.weingut-payr.at
Philipp Grassl, Chardonnay „Rothenberg“ 2016 kostet EUR 19,80 ab Hof bzw. im Web-Shop, www.weingut-grassl.com