Während die einen endlich das Tauwetter herbeisehnen, gehen die anderen wehmütig zum Maroni-Brater. Denn bald ist es aus mit den gerösteten Ess-Kastanien. Zwar stehen die früher rein winterlichen Köstlichkeiten Jahr für Jahr noch früher in den Städten, im Frühjahr traut sich’s aber noch keiner. Doch Rettung naht für alle Maronisten (nicht zu verwechseln mit den Maroniten!) – und sie kommt aus dem Bergell. Was schon nach Gebirg‘ klingt, ist auch eine alpine Region und zwar im Schweizer Kanton Graubünden.
Bei Gian-Andrea Scartazzini sammeln sich in Promontogno die Esskastanien nach drei Wochen dauernder Trocknung im Rauch der traditionellen „Cascine“ (Dörrhäuschen). Die Methode ist alt, der nächste Schritt wäre in früheren Jahrhunderten aber schwer verpönt gewesen. Denn die Maroni, egal ob als Mehl oder im Ganzen, waren die Kraftnahrung für schlechte Zeiten. Und von denen gab es ja genau in den Bergen. Dass man daraus auch Schnaps brennen könnte, verdankt sich den Anregungen von René Zimmermann und Stefan Keller. Ihr Unternehmen Schnaps.ch baut – wenig überraschend – keine Autos. Ziel der beiden war es seit Ende der 1990er Jahre, außergewöhnliche Destillate in der Schweiz herzustellen. Und sei es aus Maroni.
Die Pionierarbeit unter Mithilfe der Forschungsanstalt Wädenswil dauerte einige Zeit, nach den idealen Kastanien mußte ja auch eine Brennerei für den „McAlpine“ gefunden werden. Den „Single Chestnut“, wie das 100%-ige Maronen-Destillat von seinen Machern bezeichnet wird, brennt Beat Humbel von der Spezialitätenbrennerei Humbel. Dass die Kastanien auch angenehme Sekundär-Aromen bekommen sollen, war der zweite Lernpunkt. Kleine Fässer zwischen 50 und 120 Litern Fassungsvermögen wurden aus Kastanienholz gefertigt, ein Teil davon in der Schweiz, namentlich bei Roland Suppiger in Küssnacht. Dazu werden auch Weinfässer der renommierten Winzer Daniel Gantenbein und Marie-Thérèse Chappaz für den Ausbau des Maroni-Desillats herangezogen.
Spannende Geschichte mit viel Schweizer Input, doch wo ordnet sich ein McAlpine am Bar-Wagen ein? Der Name des goldbraunen Destillats passt durchaus, denn der Duft erinnert an Whisky. Leicht rauchig ist der Mc Alpine (nicht in der Art von Selchfleisch, sondern eher kalter Rauch), dazu kommt ein Hauch Mango und ein an Kuchenteig erinnender Geruch. Diese Note prägt den Brand in Form von Toffee und vor allem Butterkeks auch am Gaumen, hier trifft sich die trockene Art mit einer angenehmen Nuss-Schokolade-Note. Auch im Finish, vor allem aber dem Nachgeschmack, ist es weniger Fruchtigkeit, die ihn ausmachen, sondern eine erdige Süße.
Im erwähnten Rückaroma merkt man die Maroni am stärksten, die stärkehaltige Baumfrucht bringt hier die dezente Süße hervor. Ideale Begleiter wären ein guter Espresso, noch besser aber eine mittelgewichtige Zigarre, entweder eine Montecristo Vigia oder ein Robusto-Format aus Nicaragua.
Bezugsquelle:
Schnaps.ch, „McAlpine“ ist um EUR 138 (0,7 Liter-Flasche) beim Alpenweit-Versand erhältlich, www.alpenweit.de