Die Alt-Schotten sind keineswegs alte Männer. Etliche von ihnen – Absolventen des Schottengymnasiums zu Wien – verdienen heute in der Kreativwirtschaft ihr Brot. Das beschert der ehemaligen Ausbildungsstätte kreatives Merchandising. Denn wenn schon alles „Schotten-Irgendwas“ rundum heißt (-Tor, -Ring, -Bastei), dann soll doch auch ein bisserl von der Ikonographie der Brexit-Gegner und William Wallace-Nostalgiker in den Ersten Bezirk gelangen.
Daher haben die Mannen um Clemens Haag vor zwei Jahren sogar um ein eigenes Clan-Muster angesucht in Schottland. Dem kirchlichen Ansuchen wurde stattgegeben, was eher selten ist unter den Wächtern der Tartans, wie die von Kilt und Schal bekannten Muster heißen. „Scottos“ heißt aber nicht nur der junge Tartan im Gedenken an die alten Mönche. Einige Produkte im Klosterladen firmieren unter diesem „Label“ der Alt-Schotten. Denn die „Scottos“ waren es auch, die Babenberger-Herzog Heinrich II. Jasomirgott einst nach Wien holte. Das war erstens falsch geschrieben (sonst würde sich z. B. der Mittelalter-Philosoph Duns Scotus sich auch Scottus geschrieben haben) im urkundlichen „solos Scottos eligimus“. Und zweitens waren diese „ausschließlich Schotten“, die er unter den an die Donau geholten Benediktinermönchen haben wollte, waschechte Iren. Dort saß nämlich die Gelehrsamkeit der Christenheit im 12. Jahrhundert, wie sie etwa auch der erste Abt des Schottenstiftes, Sanctinus, repräsentierte.
Seinen Namen trägt der Süßwein im Klosterladen, der – eher selten – aus einer roten Rebsorte, dem Merlot, gekeltert wird am Joiser Agerlhof der Familie Wetschka. Und er wurde 2018 besonders auf seine Lagerung im Holzfass vorbereitet. Denn da war bereits klar, dass aus dem „Sanctinus“-Fass ein Whisky kommen sollte. Jasmin Haider-Stadler hatte die Basis dafür, einen „Dark Single Malt“ aus dunkel gerösteter Gerste, in ihrer Waldviertler Whisky-Welt parat. Sechs Jahre reifte das Destillat bereits in Roggenreith, ehe man es zum so genannten „Finish“ für weitere zwölf Monate ins Merlot-Fass packte. „Dieser Wein wurde speziell für das Finish gekeltert“, spricht Haider-Stadler etwa den Verzicht auf Schwefel beim Süßwein an. Besonders fruchtige Aromen sollten ins Fass gehen, um dann eben im Whisky zu landen.
Dieser Plan ging prächtig auf, als wäre man mit einem Oloroso-Sherry-Fass zugange gewesen, wie das schottische Destillerien gerne tun. Schon im Duft kommen beim „Scottos“-Whisky etwa die Dörr-Zwetschken massiv durch. Auch an Rosinen, Nougat und Schwarzen Sesam erinnert dieser Geruch. Der Kostschluck des Single Malt (46% vol.) bringt ebenfalls fruchtig-süße Noten – Amarena-Kirschen, Nuss-Schokolade und Erdnussbutter. Das dunkel geröstete Gerstenmalz hat im Finish seinen Auftritt im Pumpernickel-Stil, dazu gesellen sich Kokosflocken.
Der malzig-süße Charakter, der die besagten Nuss-Noten stützt wie ein kräftiges Gebälk, ergibt am Ende einen Nachgeschmack wie von einer Kokos-Kuppel. Blaschke, Traiskirchen, werden Nostalgiker sogleich ergänzen. Womit man sich selbst als Nicht-Absolvent der „Schotten“ in die Kindheit zurückversetzt fühlt. Bei jedem Schluck „Scottos“.
Bezugsquelle:
Whisky-Erlebniswelt J. Haider, Single Malt „Scottos“ (Merlot-Finish) ist um EUR 72,40 (0,7 Liter-Flasche) im Shop des Schottenstifts in Wien zu beziehen, www.klosterladen.at