Aglianico, Coda di volpe, Falanghina, Greco di Tufo, Piedirosso – so geht das kampanische Sorten-ABC. Mit einer konzentrierten Anstrengung stemmte sich die Gegend zwischen Benevento und Avellino gegen die internationalen Sorten, als noch „Schoko“ Schachner in Süditalien seine Packln zerriß, wie man so schön floskelt als angegrauter Fußballfan. Dass es lang her ist, dass Walter „Schoko“ Schachner bei Avellino spielte, merkt man daran, dass der Verein damals noch U.S. Avellino hieß (1986 bis 1988 war das, Bilanz immerhin 13 Tore). Den Falanghina gab es damals schon. Schon lange, denn er geht mit ziemlicher Sicherheit auf die Römer zurück.
Bis auf das zweite vorchristliche Jahrhundert führen die Winzer der Region den Weinbau zurück, denn Amphorenfunde ließen sich gut datieren und tauchten sogar in England auf. Ob man das Zitat über die Weine im Benevento-Gebiet beim attischen Komödiendichter Platon noch drei Jahrhunderte früher gelten lässt, sei dahingestellt, aber die Erwähnung bei Plinius dem Älteren ist unstrittig, er erwähnt den Weinbau im Sannio. Leonardo Mustilli – und hier springen wir jahrtausendweit – rettete mehr oder weniger 1979 die wenig kultivierte Rebe vor dem Aussterben und sorgte für die Renaissance des Falanghina, dessen Name möglicherweis aus dem Alt-Griechischen – dort bezeichnete man einen Holzpfahl phonetisch ähnlich – stammt.
Und genau so einen „alten Hund“ der Ampelographie sucht sich die urbane Italokette Vapiano als Hauswein aus. Dabei ist die Spezialisierung des Weinguts Feudi di San Gregorio eher jungen Datums; Mitte der 1980er begann das heute vom ehemaligen Wirtschaftsberater Antonio Capaldo geleitete Unternehmen Fiano, Greco und eben auch Falanghina aufzuwerten. Sukzessive wuchs das Anwesen, das mittlerweile 300 Hektar umfasst, für Touristen zählt auch das Sterne-Restaurant „Marennà“ zu den Fixpunkten. Der Wind, der in den 300 bis 600 Meter hoch gelegenen Rieden herrscht, kommt auch den Weinen zu Gute, zu „breit“ werden sie selten. Insofern kann man es beim Tischwein deutlich schlechter treffen als mit einem Falanghina del Sannio DOP. Auch wenn ihm wie vielen Weißweinen Italiens die knackige Säure, die der Veltliner-sozialisierte Österreicher fast genetisch braucht, abgeht, punktet er mit anderen Werten.
Gelber Apfel stellt die primären Eindrücke im Geruch, dazu kommt etwas Fenchel, aber auch – fast mehr zu erahnen als zu bestimmen – eine leichte rauchige Note. Auch am Gaumen dominiert ein intensiver Apfel-Birnen-Mix, die Säure ist mild, dank einer leichten Bitterkeit – nicht als Lese-Fehler zu verstehen, sondern eher als gut eingewobenes Wermutkraut oder grüne Olivenpaste vorzustellen – besitzt er doch auch ein auffrischendes Element. Kreuzkümmel und etwas Orangenzeste gegen Ende runden den Schluck ab. Ideal paßt ein Wein wie dieser zu Creme-Saucen, etwa einer Carbonara- oder Lachs-Sauce zur Teigware nach Wahl. Es ist kein Weißwein, der noch gewaltig altert, aber in der richtigen Runde – und mit einer Pasta kann die alte Sorte auch als unser neuer Tischwein etwas.
Bezugsquelle:
Feudi di San Gregorio, Falanghina del Sannio 2013, ist in allen Vapiano-Filialen um EUR 4,20 achtelweise erhältlich, über die Gasse gibt’s die Flasche um EUR 16, www.vapiano.at
Groß-Besteller weichen am besten nach Deutschland zu Vicampo aus: EUR 9,90, www.vicampo.de