Dem viel zu frühen Tod Franz Anton Mayers vor zwei Jahren folgte die Übernahme des Wagramer Weinguts durch den Quereinsteiger Clemens Strobl. Der Linzer Werber (Strobl-Kriegner-Group) hatte sich davor schon in den Wagram und seine Veltliner vom Löss verschaut. Nunmehr fährt der ehemalige Hobby-Winzer zweigleisig und mit einer beachtlichen Fläche, die auch einige Abstufungen bei den Weinen erlaubt. Vor allem beim Veltliner sind die Unterschiede der einzelnen Weine aus dem Franz Anton Mayer-Keller deutlich.
Der Spaßwein im besten Sinne eröffnet den Reigen: Grüner Alpiner nennt Strobl seinen Veltliner für den Alltag. Der 2014er mit dem witzigen Etikett (Werbeagentur kennt der Winzer ja eine..) duftet animierend nach Holunderblüten und Honig, auch gelbe Äpfel machen wir aus. Saftig nach Apfel- und Birnen-Mix schmeckt der Veltliner, der ein Alpiner ist, dabei ist er relativ säurearm. Erst im Finish bietet ein zartes Bitterl wieder Anhaltspunkte für den Gaumen. Aber das soll wohl so sein, easy drinking mit dem Alpinem, quasi.
Ebenfalls mit einer markanten Bezeichnung wurde der leichtere Veltliner des Hauses Mayer versehen. „Österreich“ steht am Etikett, als wäre er das Land, das wie eine Tageszeitung heißt (oder umgekehrt?). Mit seinen gerade 11,5% Alkohol zeigt der ebenfalls 2014 gelesene Wein recht viel Charakter. Apfel und Grapefruitzesten als typisches Sorten-Charakteristikum, dazu aber auch zarte rote Fruchtnoten, etwa Ribisl, prägen den Duft. Feine Säure und wieder jede Menge (gelber) Apfel spürt man beim Kostschluck, insgesamt ein feiner, leiser Wein, den wir gerne als bekömmlich bezeichnen – wenn schon die Winzer das von Gesetz wegen nimmer dürfen.
Der Grüne Veltliner Hochrain stellt nicht nur eine andere Gewichtsklasse dar, er hat auch sentimentalen Wert. „Mit ihm begann alles“, erinnert sich Clemens Strobl, „eigentlich sollte es der einzige Wein bleiben“, Denn die Lage, die Franz Anton Mayer so geliebt hatte, bietet mit ihren alten Reben die besten Voraussetzungen an den Vorbesitzer zu erinnern. Zitronengras und Apfel, aber auch eine leichte Säurigkeit (unreife Marille) lassen den 2014er Hochrain noch nicht ganz einordnen. Der Kostschluck hilft da schon weiter: Einen schönen Zug hat dieser Veltliner. Apfel, dazu ein zartes Bitterl, das ihm gut steht, und eine insgesamt dezente Art – der Jahrgang 2014 war kein explosiver – machen eine attraktiven Wein daraus. Die feine Klinge muss man schätzen, wer das Jahr kennt, wird diese Eleganz aber würdigen.
Und dann war da noch der Rote Veltliner, die Spezialität des Wagram schlechthin: Ananas, Kokosnuss und weißer Rum im Geruch machen den Wechsel der Sorte im Kostglas nur allzu deutlich. Saftig vom Beginn weg ist dieser 2014er, der mit seiner dezenten Säure reife Frucht-Schwergewichte wie Banane und Ananas umspielt. Gelber Apfel und eine zarte Zitrusfrucht brechen sich erst gegen Ende ihre Bahn, machen das Finish dafür aber umso länger. Ein vollmundiger Roter Veltliner, der noch einige Zeit vor sich hat, aber auch jetzt schon alle Anlagen zeigt. Zumal er mit 12% auch keine Wuchtbrumme wie in heißen Jahren darstellt – und somit auch „RV-Skeptiker“ interessieren wird.
Bezugsquelle:
Franz Anton Mayer, „Grüner Alpiner“ 2014 ist um EUR erhältlich, der „Österreich“ 2014 um EUR, der Grüne Veltliner „Hochrain“ 2014 kostet EUR und der Rote Veltliner 2014 EUR, alle beim Fine Wine Shop, www.finewineshop.com