Die Prognose des Kärntner Weinbau-Präsidenten ist kühn: Der Krumpendorfer Horst Wild sieht das Potential der von Kärntens Winzern produzierten Flaschen im Jahr 2020 bei 750.000. Momentan hält man landesweit bei 170.000 Bouteillen, doch schon bisher wuchs die Rebfläche durchaus zügig, seit man dem fast verschwundenen Weinbau wieder Leben einhauchte; aus bescheidenen vier Hektar wurden in den letzten zehn Jahren 85.
Angesichts dieser Dimensionen ist „Karnburg“ mit seinen 6,5 Hektar schon fast ein Riese. Das von Sem Kegley begründete Weingut am Fuße des Ulrichsbergs baute 2012 mit der neuen Kellerei mächtig aus. Neben dem 61-jährigen Musikexperten aus Texas ist auch Georg Michael Lexer (28) im Klagenfurter Umland mit an Bord. Von dessen Großvater stammten einige der Parzellen, auf denen heute die Weine wachsen. Am kuriosesten dabei ist sicher die „Amerika“, jener Weingarten, mit dem Kegley seinerzeit als Hommage an seine frühere Heimat loslegte.
Der Sauvignon blanc 2011 in unserem Glas stammt aber aus der Ried Leiten und er steht momentan bestens da, die Flaschenreife hat ihn milder, aber nicht müde gemacht. Gelber Apfel und etwas unreifer Pfirsich, dazu auch Birne und gelbe Paprika sind die ersten Geruchseindrücke, über allem schwebt eine Würzigkeit, die sich schwer in Worte fassen läßt.
Die kühle Art, die sich nicht über die Frucht definiert , schon gar nicht Stachelbeere wie bei vielen „lauten“ Sauvignons mit ihrem „Pipi de Chat“-Ton, prägt auch den Kostschluck: Wieder Golden Delicious, ein Hauch Marille, die zarte Pimentnote, vielleicht sogar eine Prise Muskatnuss, in jedem Fall mit einem Bitterl im Finish, das mittellang ausfällt. Dass der Kärntner Weisswein sich nicht gleich zu erkennen gibt im Blindtest, mag die Freunde des grasig-schotigen Sauvignon-Stils am Tisch giften, mir ist es nur recht.
Als Wein für sich – ohne die Frage nach Sortentypizität also – macht er eine gute Figur, vor allem zu Kalbsinvoltini, um einen Schlenker ins nahe Italien zu wagen. Aber Grenzen kennt man im „senza confini“-Country ohnehin nicht mehr. Die wurden abgebaut. Ist so. Genauso sollte man sich von Scheuklappen gegenüber dem Kärntner Weinbau verabschieden.
Bezugsquelle:
Weingut Karnburg, Sauvignon Blanc „Leiten“ 2012, 15,40 EUR im Ab Hof-Verkauf (jeden ersten Samstag im Monat, 12-18 Uhr) oder online, www.weingut-karnburg.eu