Mailand wurde in Campari-Rot getaucht. Und das ganz wörtlich. Hollywood-Star Ana de Armas folgt im Film, der den „Negroni“ feiert, den roten Irr-Lichtern der nächtlichen Stadt. „Entering Red“ nennt sich der Film zum Drink, der 1919 im „Caffé Casoni“ in Florenz erfunden worden sein soll. „Un po‘ piu forte“, also stärker als sonst, wünschte sich der Legende nach Conte Camillo Negroni seinen „Americano“. Der besteht bekanntlich aus Campari, Vermouth und Soda und so ersetzte Barmann Fosco Scarselli das Wasser durch Gin. Selbst Smartphone-Junkies mit Aufmerksamkeitsdefizit können sich die einfache Formel merken: 1:1:1, also Campari, Vermouth und Gin zu gleichen Teilen (meist: jeweils 3 cl). Dazu nach klassischer Schule eine Orangen- und eine Zitronenzeste und fertig ist der markant rote und idealiter ausbalancierte Cocktail!
Die Filmpremiere mit Regisseur Matteo Garrone („Gomorrha“, „Dogman“), der die bekennenden Aperitivo-Fans von Trinkprotokoll.at im „Cinema Anteo“ beiwohnten, war der Auftakt des „Negroni“-Jahres der Gruppo Campari. Und neben der aus „Blade Runner 2049“, „Knock, knock“ oder „War Dogs“ bekannten Schauspielerin de Armas feierten 700 Gäste aus 68 Ländern in Milano mit. Mit der roten Straßenbahn – anspielungsreiche Linien-Bezeichnung: „N 100“ – ging es in den Club „55“, der wie die Bim ebenfalls im „Entering Red“-Film vorkommt. Doch diesmal standen nicht die Darsteller im Mittelpunkt, sondern die sechs Negronis der internationalen Bartender. „Wir stellen eigentlich nur die Zutaten zur Verfügung“, streute ihnen Campari-Chef Bob Kunze-Concewitz Rosen, „auf die höhere Ebene heben sie die Bartender in aller Welt – und die besten von ihnen sind die „Red Hands““.
Meersalz, Minga und Milano
Eine Gratwanderung stellt die Abwandlung einer solchen Cocktail-Ikone dar. Entfernt man sich zu sehr vom Klassiker, steht automatisch die Frage im Raum: Ist das noch ein „Negroni“?? So verließ sich Tommaso Cecca, der Lokalmatador aus der Bar „Camparino“ in der Mailänder Galleria Vittorio Emanuele auf Blattgold als „Zutat“. Das ikonische Campari-Rot verstärkten Stacy Swenson („Dante“, New York) mit Lambrusco und Joe Schofield („Sensorium“, Manchester) mit Himbeeren. Das kann man sich merken, denn es funktioniert auch an der Heimbar – und setzt neue Akzente, ohne die DNA des Drinks zu verändern. Die freiere Version aus Buenos Aires machte einen Seefahrer aus dem Grafen Negroni: Sherry und Meersalz, das langsam vom Eis-Diamanten rann, gaben Seba Garcias „Negroni“ maritime Noten. Neben dem „Twist“ der „Presidente“-Barchefs auf das originale Spirituosen-Trio begeisterte uns die bayrische Version, der „Negroni 1808“, am meisten.
Zumal Andreas Till aus dem Münchener „Pacific Times“ einen etwas leichteren Negroni anbot, der mit Soda als Zutat auch die Geschichte vom „Americo“ elegant zitierte. Der alte Lateiner-Spruch „Sapienti sat“, der G’scheite kennt sich aus, gilt schließlich auch an der Bar. Die zweite Zutat war noch cleverer gewählt, weil sie erstens einen alpinen Touch einbringt und zweitens die Sinne täuscht: Ein „Negroni“, der nach Himbeer riecht? Ja, aber er schmeckt wie gewohnt – nur etwas leichter! „Die Neugier erwacht, wenn man den fruchtigen Geruch der Himbeere am Glas wahrnimmt“, meint der Bar-Routinier aus „Minga“. Und dank seines Rezeptes können wir die Neugier auf diesen „Geburtstagsdrink“ stillen.
Negroni 1808
(Andreas Till, „Pacific Times”, München)
Zutaten:
2 cl Cinzano „1757” Vermouth Rosso
2 cl Gin
2 cl Soda
Himbeer-Schnaps (im Zerstäuber)
Glas: Tumbler (im Gefrierfach vorgefrostet)
Garnitur: Zitronenzeste
Zubereitung:
Campari mit Vermouth und Gin im Rührglas – vorher mit Eis füllen! – 30 Sekunden kalt rühren. Das Soda zugeben und in den Tumbler auf einen großen Eis-Klumpen abseihen. Mit der Zeste garnieren – und vorm Servieren den Himbeer-Schnaps über das Glas sprühen.
Bezugsquelle:
Campari, „Bitter“ ist um EUR 17,99 (ein Liter-Flasche) in den Billa-Filialen und online erhältlich, https://shop.billa.at