In Anton Tschechows „Kirschgarten“ wird es serviert, Jules Vernes „Kurier des Zaren“ erfrischt sich damit und die Franzosen verweigern die „Schweine-Limonade“ in Tolstois „Krieg und Frieden“. Kvass, im russischen Sinne alkoholfrei (weil unter 1,2 Volumsprozent) ist aber noch älter, ja so alt wie die russische Nation. Aus Brotresten und der Hefe darin vergoren, ernährten sich breite Bevölkerungsschichten von dem malzigen Getränk. Besonders Mönche griffen gerne zum Wasser-Ersatz, der heute wieder als nationalistische Variante zum Coca Cola der „imperialistischen“ USA konsumiert wird.
Als exotisches Trendgetränk, mit lustigem Kosaken am Etikett, steht eine moderne Kvass-Variante nun auch bei uns in den Regalen. Die deutschsprachige Kvass-Quelle verdankt sich Christian Dörner (dem grauhaarigen Herrn in unserer Foto-Galerie), der mit der Weihenstephaner „Brau-Uni“ an einer Rezeptur bastelte. Malzextrakt statt altem Brot, aber ansonsten nahe am Original, das er bei eienr Kaukasus-Tour kennenlernte, lautete die Vorgabe.
Der Geruch, der aus der Sodaflasche kommt, erinnert wenig überraschend an Brot (eher knuspriges „Finn Crisp“, als Sauerteig-Wecken), aber auch an roten Traubensaft. Malzig und erfrischend ist der erste Schluck des recht schäumenden Kvass. Dunkel erinnert der Geschmack an Malzlimonade, die aber immer üppig und zu intensiv schmeckte. Eher kommen hier auch Obst-Noten am Gaumen durch, die an leicht saure gelbe Früchte erinnern. Marille? Vielleicht. Vor allem aber Ringlotte.
Die auf englischen Webseiten gerne als Umschreibung für Kvass verwendete Bezeichnung „eine Art Cider“ trifft es vielleicht ganz gut, wenn man es um den Zusatz „mit brotigem Nachgeschmack“ erweitert. Dass der seit 1000 Jahren bekannte Durstlöscher nun eine zweite Karriere startet, scheint nicht ausgeschlossen. Na Sdarovje!
Bezugsquelle:
Kvass, das Russen-Soda, ist im Zwölfer-Pack zu EUR 14,99 (12 x 0,33 Liter) direkt beim Erzeuger erhältlich bzw. bei Impetus Import Wien, www.impetus.co.at/kvass/