Wer Marion und Manfred Ebner-Ebenauer nur ein wenig kennt, weiß auch, dass beim Winzerpaar gerne die Korken knallen. Nicht zuletzt verdankt sich der Champagner-Leidenschaft der Poysdorfer auch einer der bemerkenswertesten Schaumweine des Landes. Diesmal war der Grund zur Fete – natürlich inklusive „Fizz Bar“ – ein doppelter. Als Winzer des Jahres vom Falstaff ausgezeichnet zu werden, ist eine seltene Ehre. Zumal die Auszeichnung eines Paares auch noch eine Premiere darstellt, wie Laudator Peter Moser unterstrich. Und 2023 erfolgte auch der Beitritt zur biodynamischen Winzergruppe Respekt.
Weshalb sich zwischen Austernbar (by Goldfisch), Walter Leidenfrosts Station mit XO-Beef und dem Holzofen, in dem Harald Pollak vom Retzbacherhof sein Bratl schmurgelte, auch etliche Winzerkollegen tummelten. Und neben den Raritäten wie Pinot Noir und dem bereits ausverkauften „Black Edition“-Chardonnay gab es auch die sieben (!) Veltliner des Hauses zu kosten. Wie unterschiedlich die Einzellagen ausfallen, faszinierte uns in einem schattigen Eck‘ des Winzerhofs. Denn diese Grünen Veltliner, allesamt 2022er, sind noch erhältlich. Auch wenn es mitunter nur 4.000 Flaschen davon gibt. Etwa vom „Ried Sauberg“, der mit seinen Lehm- und Schotterböden die Mitte des Rieden-Trios darstellte.
Zitronenblüte und Gelber Apfel standen für die frische Seite, der im Hintergrund wirkende Gelbwurz deutet schon im Duft Würze an. Sie kommt dann auch auf den Gaumen. Doch erst einmal sind es vollmundige Kraft und gelbe Früchte, die die Szenerie dominieren. Bisweilen denkt man ein Bananenfrappé bei diesem exotisch-cremigen Auftritt des Veltliners. Doch da ist ja auch noch die gewürzige Note, die Piment und bitterer Zimt liefern. Es ist eine Tiefendimension, die sich hier öffnet, aber nicht ganz ausloten lässt. Fruchtsüß und doch auch vibrierend bis in den Hall ist dieser 2022er „Sauberg“.
Zeit geben: Bürsting kommt nicht von bürsteln!
Der vielleicht stoffigste Wein des Trios wiederum stammt von einem Hochplateau mit schwerem Lehmboden. „Ried Bürsting“ trägt aber auch Rebstöcke, die Anfang der 1960er Jahre gepflanzt wurden. Späte Lese und teilweise Vergärung des Traubenmaterials in gebrauchten 500 Liter-Fässern unterstützen die Power dieses Veltliners. Die Nase meldet Orange, aber auch Steinobst, wobei es eine Zeit braucht, bis sich diese Noten zeigen. „Unbedingt Zeit geben“, rät man auch am Weingut. Und das große Glas ist hier praktisch verpflichtendes Gebinde.
Dann kann der „Ried Bürsting“ nicht nur seine leichteste Übung – er kleidet den Mund sofort mit reichen Gelbfruchtaromen aus – zeigen. Bisweilen klingt hier eine Riesling-Ader an, wenn Marille und Nektarine sich zu der saftigen Blutorange gesellen. Extrem nachdrücklich ist dieser 2022er schon in seiner jetzigen Jugend. Vor allem ist es ein Veltliner, der weit ab von der „easy drinking“-Welt agiert. „Bürsting“ und „bürsteln“ schließen sich aus!
Dennoch ist es kein ernster Wein, keine zerebrale Aufgabe im Glas, sondern ein Freudenspender, der nur eine deutlich elegantere Handschrift aufweist als viele DAC-Reserven. Die stehen schließlich gerne breitbeiniger da, wenn sie so kurz auf der Flasche sind. Hier aber ist es am Genießer, den „kairos“ als idealen Genusspunkt zu bereiten. Der Winzer hat seine Arbeit getan. Und ein hedonistisches Flascherl in die Welt entlassen.
Beim „Ried Hermanschachern“ kann man die feinen Unterschiede auf die kalkigeren Böden der Lage zurückführen. Oder man betrachtet die vergleichsweise frühe Lese („Mineralität und nicht die Kraft soll im Vordergrund stehen“, so der Winzer). Der im Stahl gelagerte Wein ist erst seit kurzem gefüllt und bringt doch diese Vorgeschichte gut zum Ausdruck. Frisch und mit dem zitronigen Bitterl, das Weißwein vom Kalk gerne zeigt, lässt sich der Duft an. Limetten kann man assoziieren, aber auch Curry und blättrige Noten – diese herbe und zitrus-induzierte Art kann man vielleicht mit Kaffir-Limetten-Blatt zusammenfassen.
Im Mund ist anfangs wieder die saftige Ader ausgeprägt; Nektarinen und Honigmelone kommen jedoch in kühler Art auf die Zunge. Und während man noch sinniert, ob das zu schmelzig wird, meldet sich auch der Gerbstoff. Er ersetzt hier klar die Säure als Strukturgeber. Was vielleicht abstrakt klingt, hat jenen Effekt, der im Weinviertel quasi per DNA zu den Veltlinern gehört: Der Trinkfluss wird gehoben. Und das mächtig.
Bezugsquellen:
Weingut Ebner-Ebenauer, Grüner Veltliner „Ried Hermanschachern“ 2022 ist um EUR 20,99 bei Wein&Co. zu haben, www.weinco.at
Weingut Ebner-Ebenauer, Grüner Veltliner „Ried Bürsting“ 2022 kostet EUR 23 im Webshop des Winzerpaares, https://ebner-ebenauer.at
Weingut Ebner-Ebenauer, Grüner Veltliner „Ried Sauberg“ 2022 wurde um EUR 24,39 beim Versandhandel Vinorama gesehen, www.vinorama.at