Das hat was: Mit einem der größten Whisky-Insider durch die Lagerhäuser im schottischen Dufftown ziehen und aus dem Copper Dog (= Weinheber für Whiskyfässer) einen Schluck Single Malt aus seinem Geburtstagsjahrgang schlürfen. David C. Stewart, für seine 53 Jahre im Geschäft unlängst von der Queen zum Ritter gemacht, spielt den Cicerone durch die Warehouses bei The Balvenie. Praktisch seit die Destillerie nicht mehr nur den Blends der Firmen-Mutter William Grant zuarbeitet, kümmert sich Stewart um die Whiskys des Hauses.
Das war 1973 und heute trinken wir aus der hohlen Hand Malt aus den Siebzigern. „Damals haben wir mehr in diesen zum zweiten oder dritten Mal befüllten Casks abgefüllt, aber heute sind sie schwer zu bekommen“, trauert der Malt Master den europäischen Eichenfässer nach. Der Rundgang mit den „manuellen“ Kostschlücken ist zwar unvergesslich, aber am Ende der Tour wird es wieder professionell.
Wir kosten zum Abschluss den „Single Barrel 12 years“, der ausschließlich im ehemaligen Bourbon-Fass gelagert wurde. Im Duft stellt sich zunächst einmal pures Nougat ein, erst allmählich lichtet sich der schokoladige Nebel zugunsten von Vanille und karamellisierter Ananas. Ein Rest von Nuss-Schokolade bleibt in der Nase, mit der Zeit stellt sich auch eine salzigere Note ein, die an Sherry erinnert. Auch am Gaumen kommen bei relativ kräftigen 47,8% Alkohol die süßen Noten einer Haselnuss-Schnitte als erstes durch. Fruchtiger, mit einer satten Orangen-Aromatik, schmeckt das Mittelstück, dem sich ein pfeffriges Finale anschließt. Ein herrlicher Einstieg in die Fass-Wissenschaft des David C. Stewart, MBE; niemals zu süß, aber von einer herrlichen Balance geprägt!
Der Alterslose aus der grossen „Tonne“: Tun 1509
Bei der Führung durch die Destillerie in Banffshire darf natürlich auch das Warehouse 24 nicht fehlen, das dem Kundenclub von Balvenie den Namen gibt. Hier lagern rare Fässer, vor allem außergewöhnliche Qualitäten aus den 1970ern, aber in der Ecke steht auch eine andere Berühmtheit. Das Tun 1509, ein überdimensionales Mischgefäß oder „marrying vessel“, das durch eine Klappe in der Decke einen Stock darüber befüllt wird. Drei Batches füllt Stewart mit einer Mischung von Single Malts, die aus Sherry Fässern, neuen und Refill-Fässern aus amerikanischer Eiche stammen. Der älteste Anteil der aktuellen Abfüllung, dem Batch 3, stammt aus 1989, genauer darf es der ansonsten informative Beipacktext (inkl. Fass-Nummern und –holz) nicht anführen. Multiple Jahrgangsangaben sind unzulässig, zeigt sich das Gesetz von seiner absurden Seite.
Geschmacklich aber überzeugt dieser Malt ohne Jahrgangsangabe (No Age Statement oder NAS-Whisky) aber in beiden am Markt erhältlichen Varianten. Der „TUN 1509 Batch 2“ duftet nach Milchschokolade, gewürzt mit Piment, dazu einer ganzen Ladung Vanille und – mit etwas Wasser im 50,3%-igen Whisky – auch nach frisch aufgeschnittener Orange. Am Beginn wirkt der TUN 1509 noch recht süß, dann aber folgt die Karamell-Aromatik, die zugunsten von Ananas-Noten abgelöst wird. An diesen reichhaltig-saftigen Zug schließt sich ein langes Finish an, das wie mit einer fast chili-scharfen Ader aufgeladen wirkt.
Der „TUN 1509 Batch 3“ wiederum, die neue Charge aus dem „marrying vessel“ in Warehouse 24 von Balvenie, ist etwas stärker im Alkohol (52,2%) als Batch 2. Die ersten flüchtigen Alkoholnoten lassen an Rum-Pflaumen denken, dazu kommen deutlicheFass-Aromen wie Kokosnuss und vor allem Vanillemark. Am Gaumen hingegen wirkt der rare Balvenie rund, Toffee trifft aus Salzigkeit. In punkto Frucht findet sich die Zitrusnote, die hier als Grapefruit zu benennen wäre. Dem bremselnd-pfeffrigem Abschluss folgt ein schokoladiges Rückaroma. Äußerst komplex sind beide, erst mit der Zeit (und etwas Wasser im Glas) öffnen sich beide.
Bezugsquellen:
The Balvenie, 12 years „Single Barrel” ist um EUR 56,90 (0,7 Liter-Flasche) bei Whisky.de erhältlich, www.whisky.de
The Balvenie, TUN 1509 Batch 2 gibt es um EUR 299,90 beim Weisshaus-Shop, www.weisshaus-shop.at
The Balvenie, TUN 1509 Batch 3 ist um EUR 289,90 erhältlich bei Bley & Bley, www.bleybley-shop.de