200 Jahre gehört Salzburg im April 2016 nun zu Österreich – ein Jubiläum, das wir mit einem Bier begießen. Denn das Getränk paßt durchaus zum damaligen Staatsvertrag zwischen der Habsburger-Monarchie und den Wittelsbachern. Denn gewisser Maßen als „bayrisches“ Erbe kam die Weißbierbrauerei 1901 in den Stadtteil Schallmoos. Das ursprünglich für München geplante Brau-Projekt des Adelbert Behr kann also ein eigenes Jubiläum feiern: 115 Jahre wird die älteste noch bestehende Kleinbrauerei Österreichs. Behr, Großwildjäger und auf der geschlagenen Seite der Afrikaander im Burenkrieg aktiv, hatte zwei Jahre davor eine „Strohfrau“ benutzt, um 1901 den Braubetrieb zu starten. Er selbst stieg erst später auch offiziell in die Geschäftsführung ein.
Zeitweilig komplett aus der Mode gekommen, konnte das Weizenbier-Erbe des Südafrika-Veterans Behr über die Zeiten gerettet werden. Mit dem 1987 eingestiegenen Investor Hans Georg Gmachl, seinerseits Sproß der ältesten Gewerbe-Treibenden-Familie des Landes (nachweislich bis 1332 in Elixhausen aktiv), startete die Salzburger Weissbier-Brauerei zu neuen Höhen.
Der Rezept, nach dem Brauer Wolfgang Schweitl arbeitet, entspricht bis heute dem Geschmack Behrs: Drei Malze (Braugerste ist auch bei „Weizenbier“ immer dabei) und Hallertauer Hopfen sorgen für den Geschmack der erfrischenden, 5,2% starken „Weissen“. Zwar gibt es mittlerweile auch eine „dunkle“ und eine „Frizzante“-Version des Bieres, am „weißen“ Brauen hat man aber immer festgehalten in Salzburg. Insofern ist es mehr als Koketterie, das man sich einfach so nennt, wie die ganze Bierstil: Die Weisse.
Wer sich einen solchen Namen verpasst, sollte keine Experimente mit dem Weißbier machen. Und tatsächlich ist schon der Duft der klassischen Abfüllung, wahlweise als „Original“ oder „Hell“ geführt, klar wie eine Watschen: Das ist ein klassisches Weizen! Bananenmark, Vanille, fast wie der über einem zart schmelzenden Bananensplit aufsteigende Geruch, zeigt sich „Die Weisse“. Vielleicht lag es auch an der Jahreszeit, aber ein wenig an Tulpen erinnernde florale Noten entdeckten wir auch. Im Antrunk ist das Bier frisch, die leichte Kohlensäure arbeitet sich am sehr cremigen Mundgefühl ab. Sie verleiht dem aromatischen Gemisch aus gelbem Apfel, Cornflakes und wieder Bananenpüree seine Süffigkeit.
Erst ganz am Schluss mengt sich eine dezente ein. Auch die hilft mit, dass aus der „Weissen“ keines dieser Weizen wird, die vor lauter estrig-aromatischer Kraft nicht mehr gehen können. Die kleben dann wie Mangocreme oder Bananenpudding am Gaumen. Die Salzburger Version allerdings „zischt“ so richtig. Und statt einer Speisenempfehlung ergibt sich somit eine Standort-Empfehlung: „Weisse“ trinkt man neben der Grill-Glut. An Guadn!
Bezugsquelle:
Weißbier-Brauerei Salzburg, „Die Weisse“ ist in der 20er-Kiste um EUR 1,54 (0,33 Liter-Flasche) bei Getränke Del Fabro erhältlich, http://delfabro.at/