„Food Pairing“ kann ja auch nerven. Wenn jedes Saucen-Tupferl am Teller zur Rechtfertigung eines anderen Weins wird, nimmt der Gläserwechsel bald mehr Aufmerksamkeit in Anspruch als das Essen oder – schlimmer noch – das Tischgespräch. Leopold und Karl Wrenkh hingegen verließen sich in ihrem Restaurant auf eine Zutat, die fast schon umgekehrt auch als Speisegewürz funktioniert. Zum zweiten Mal kreierte das Duo nämlich Gerichte mit Laphroaig. Die Whiskybutter zum Saibling war dabei noch die Einstiegsübung in Sachen Rezepte, mit Single Malt flambierte Filetspitzen mit Eierschwammerl sorgten für Feuerzauber und kurzzeitig Ängste, ob den genug vom torfigen Whisky für die Gläser bleiben würde.
Doch die Hebriden-Insel wird ja nicht nur der wunderbare 10-jährige Laphroaig gefüllt, sondern auch so manche Flasche, die nicht für kreative Whisky-Gerichte wie die „Fish and Chips“ mit Wels oder die pikanten „Islay Wings“ verwendet werden. Der „Batch 13“ war ein solcher Kandidat, er stellt die aktuelle Fass-Stärken-Abfüllung des „Zehners“ dar, wie Whiskyfreunde den beliebtesten Laphroaig salopp nennen. In diesem Fall standen kräftige 57,9 % vol.am Etikett, wenngleich sich der Duft weitaus zugänglicher anließ.
Im direkten Vergleich mit der normalen Abfüllung (hier hat der „10 years“ lediglich 40%) wurden die würzigen Noten, nicht nur der maritime Salz-Charakter, in der Fass-Stärke noch merkbarer. Sie riecht nach Rauchmandeln aus dem Glas, aber auch deutliche Umami-Noten wie Sojasauce notieren wird. Den Hintergrund dafür gibt aber eine süßere Duftnote ab, sie erinnert an Haselnuss-Pralinen – für ältere Semester an „Naps“ von Milka. Viel Nuss ist dann auch am Gaumen zu merken, hinter der Stärke der 57,9 % vol. lugt Nougat hervor, entfernter auch rote Früchte wie Weichsel. Doch die Salzigkeit hat auch noch ein Wort mitzureden, bisweilen wirkt der „Batch 13“ wie ein in Fino-Sherry getunktes „Soletti“! Der Abgang wird dann erneut interessant, denn hier ist es nicht die Schärfe des Alkohols, sondern der pikante Touch eines geräucherten Chilis. Die Freunde der unverdünnten Fass-Stärken-Malts jedenfalls jubelten auf bei diesem „dram“.
Persönlich – und des Preises unbesehen – stieg die Begeisterung aber beim folgenden Islay-Whisky, der ein mittlerweile rarer „25 years old“ war. Die Überraschung war die unglaubliche Fruchtigkeit dieses „nur mehr“ 51,9 % vol. starken Laphroaigs: Marille pur, auch Mandelkekse („Spekuloos“), etwas Birnen-Fruchtfleisch und eine Spur Holzleim als Schwundstufe des Rauchs waren zu riechen. Der alte Islay-Spruch, dass sich die Torfrauchwhiskys „from peat to sweet“ verändern, stimmte selten so nach-verkostbar. Mit Wasser wurde der gelbfruchtige Anteil deutlicher, drehte aber in Richtung Grapefruit, die sanfteren Noten repräsentiert dann Erdnusscreme.
Im Mund jedenfalls bleiben wir im Reiche Steinfrucht bei diesem 25-Jährigen. Wie Pfirsichsaft, so deutlich kam die Fruchtigkeit hier durch, allenfalls von ein wenig Meersalz ergänzt. Der Rauch stellt sich in diesem Falle hinten an, bleibt aber ewig lang im Hall. Schokoladig ist dieser letzte Eindruck der unverdünnten Rarität. Kostet man sie mit Wasser, bringen diese paar Tropfen dann eine andere Seite zum Klingen. Denn dann sind die getrockneten Tomaten eine Geschmacksnote, die man merken kann. Aus Rauch, leichter Süße und Konzentration durch die Jahre im Fass entstand hier Neues, das mit „Umami“ gut, aber auch unzureichend beschrieben wird. Und ohne die davor gereichten Wrenkh-Kreationen gering zu schätzen: Der „25 years“ ist eigentlich eine Mahlzeit und ein Getränk in einem.
Bezugsquellen:
Laphroaig, 10 years Cask Strength (Batch 13) ist um EUR 99 erhältlich, der „25 years“ um EUR 450, beide im Webshop von Weisshaus, www.weisshaus.at