Die guatemaltekische Rum-Marke Zacapa kann sich das Verdienst auf die Fahne heften, den Zuckerrohrbrand wieder salonfähig gemacht zu haben. Den einstigen „poor man’s drink“ und Seeräuber-Energizer findet man sein einem guten Jahrzehnt auch in Fünf-Stern-Häusern. Und doch war es Zeit, die Optik ein wenig anzupassen – und teilweise hat man auch gleich am Geschmacksprofil geschraubt. Denn der nacheinander in verschiedenen Fässern (von US-Weißeiche bis zum PX-Sherry-Cask) im Solera-Verfahren reifende Zacapa Centenario 23 stellt mit seiner gefälligen Art nur eine Variante des Rum-Genusses dar. Die süße, an Schokolade, Haselnuss-Krokant und Vanilleschoten gemahnende Schmeichelei, die den Duft des „Basis-Zacapas“ darstellt, hat viele Freunde gefunden. Denn dieser Geruch wird auch am Gaumen von sanften Noten widergespiegelt: Honig, fruchtsüße Eindrücke wie Rosinen, dazu auch die typische Milchschokolade, dominieren lange. Erst ganz am Schluss formt sich ein Widerhäkchen aus dem würzigen Zug, der bislang im Hintergrund blieb.
Rum wie eine Lederjacke: Edición Negra macht auf Malt
Doch mittlerweile hat sich der Geschmack auch geändert, man ist eingetrunken und will es vielleicht ein wenig kräftiger. Deshalb schlägt die Stunde der Zacapa Edición Negra. Bei dieser Variante, die die bisherige Etiqueta Negra ablöst, tritt die Fassaromatik viel deutlicher in Erscheinung. Master-Blenderin Lorena Vasquez hat die Karamellnoten des Centenario 23 praktisch ausgeblendet. Der Rum, der in einem zusätzlichen Reifungsschritt in doppelt ausgebrannten amerikanischen Eichenfässern reift, riecht nach Leder, etwas Lagerfeuer und würzigen Hölzern. Auch am Gaumen denkt man zunächst an Whisky, denn die kräftige Schoko-Aromatik wird von einer jodig-rauchgien Komponente überlagert, wie man sie von manchen Single Malts kennt. Ein Rum wie eine Lederjacke, könnte man sagen, denn auch im Finish setzt sich die maskuline Art dieses Rums fort, die mit einem kräftigen und merklich alkoholischen Prankenhieb begonnen hat. Wer immer über die gefällige Süße, die den Solera-Zacapa „23“ auszeichnet, nörgelte, wird hier sicher eines Besseren belehrt.
Wie sehr die Fässer den Basis-Rum verändern, zeigt auch der ebenfalls neu gestaltete „XO“, dessen Name bereits auf die Lagerung in gebrauchten Cognac-Fässern anspielt. Die zwei zusätzlichen Jahren drehen die Frucht in Richtung einer fast konzentriert wirkenden Dörrobstnote: Marille, aber auch ein wenig Schoko-Brownie, prägt den Duft dieses Rums. Am Gaumen zeigt er sich anfangs soft, die Mischung aus der genannten Fruchtigkeit, der Bitter-Schokolade sowie der zarten Würze des Rums lassen an „Jaffa Cakes“ denken. Doch die Cognac-Fässer haben ihre aromatischen Spuren hinterlassen, womit sich das Gewicht ab der Mitte zu trockenen, Brandy-artigen Akzenten verschiebt. Immer trockener wird der anfangs so fruchtig-runde Rum, eher er würzig und mit einem Nachhall von weißem Pfeffer ausklingt. Es muss also nicht immer honigsüß sein…
Bezugsquelle:
Ron Zacapa, „Centenario 23“ (Solera) ist um EUR 51 erhältlich, der „Edición Negra“ kostet EUR 70, der „XO“ 98 EUR, alle bei Getränke Del Fabro, http://delfabro.at/