Die mediterranen Kräuter – Rosmarin etwa – haben der Gin-Szene den „New Western“ beschert. Stilistisch schlägt nun der Ferne Osten zurück. Denn wer Whisky von Weltrang brennen kann, hat den Gin schon lange drauf. Nicht, dass man in Japan nun auch den klaren Wacholder anbietet, sondern wie, ist aber die spannende Sache. Denn die Botanicals, also Aroma-gebenden Zutaten, für den „New Eastern“, wenn man ihn so nennen will, machen Leser von Samurai-Leitfäden ebenso glücklich wie Manga-Leser. „Roku“ bedeutet im Japanischen „sechs“ und diese Anzahl an Zutaten hat man bei Suntory den acht grundlegenden Aromagebern (inklusive einer gehörigen Dosis Wacholder) beigefügt.
Die Liste dieser Botanical im neuen „Roku“-Gin, der auch mit seiner sechseckigen Flasche prunkt, liest sich nämlich wie eine Bestandsaufnahme japanischer Kulinarik-Klischées, sieht man von Algen und Sojasauce ab. Dafür wird der Gin in Osaka mit Yuzu-Schale, Sakura-Blume und Sakura-Blättern (beides von der berühmten Kirsche), Sencha- und Gyokuro-Tee sowie Sansho-Pfeffer versehen. Das geschieht nach dem „shun“-Prinzip, also der Wahl der richtigen Saison und optimalen Reife. Entsprechend werden die Botanicals auch einzeln in verschiedenen Pot Stills destilliert und erst dann zum Blend vermählt.
Zitrusnoten im Duft erinnern weniger an die „crispy“ gehaltenen Zitronenschalen-Düfte eines orthodoxen britischen Gins, sondern verraten mit ihrer süßeren Mandarinen-Nase einen der Elternteile der Yuzu. Robert Baca, der Barchef im Wiener Shiki unterstrich diese Note in seinem Martini-Twist mit einem Sake statt Wermut. Auch der Sake hatte Yuzu als Aromat zu bieten und das Ergebnis überzeugte sofort. Doch neben der Zitrusnote ist da auch noch ein kühlerer Zug im „Roku“-Duft, wir schreiben ihn den Grüntees zu. Der erste Schluck bringt einen erstaunlich cremig wirkenden Gin auf die Zunge, die 43% sind die richtige Gradation, denn schärfer (nicht im Sinne: alkohol-scharf!) wird der „Roku“ durch seine Botanicals ohnehin noch werden.
Aus der anfänglich süß-floralen Mischung aus Mandarine und Rosenblättern schält sich allmählich auch ein salzigerer Zug heraus, ein wenig erinnert er an Salzzitronen und eingelegten Ingwer. Das Finish wird vom Sansho-Pfeffer getragen, immer würziger wird der Gin im Finish, die zarte Menthol-Note und die pikante Note des Gewürzes mischen sich aber mit den floralen Sakura-Tönen. Im Pur-Genuss überrascht der komplexe Brand, als Tonic-Empfehlung darf ein trockener Filler gelten, der alle diese Noten „leben“ lässt bzw. noch akzentuiert. Das perfekte „Gin & Tonic“ im Japan-Style serviert man übrigens laut Hersteller „Beam Suntory“ mit einigen Ingwerscheiben. Vor allem aber schenkt man sich nie selbst ein. „Roku“ serviert jeder seinem Nachbarn. Wir sind ja nicht im Wilden Westen, sondern im Aromatischen Osten.
Bezugsquelle:
Suntory, Gin „Roku“ ist um EUR 24,99 (0,7 Liter-Flasche) im Weisshaus-Shop erhältlich, www.weisshaus.at