Starten wir mit einem Bekenntnis zur Sommerzeit: Es gibt auch für berufsmäßige Koster so etwas wie Endgegner. Sollte sich die p.t. Leserschaft über die wenigen Rosen-Limos in den letzten zehn Jahren Trinkprotokoll gewundert haben…. Rose gehört wie Lavendel zu den nicht allzu geliebten Geschmäckern. Veilchen wiederum geht dann schon wieder. Dies nur als Einleitung, weil wir länger um Franzi herumschlichen. An sich faszinierte schon die Verpackung und der Name des in Bremen erzeugten Likörs von Nork. An sich hat man sich bei der Familie Dallmeyer dem Korn-Brand gewidmet. Doch dann kam noch Franzi hinzu. Und wir mögen den Norden ja sowieso sehr. Wenn dann noch wer die Matrosen-Kleidung in blau-weiß trägt am Etikett, fällt es schwer zu wiederstehen.
Doch was Johann Dallmeyer so schmuck verpackt hat, ist auch ein „Franzbrötchenlikör“. Das mag dem Österreicher jetzt weniger sagen, daher ersetzt man das Wort „Franzbrötchen“ einfach durch „Zimtschnecke“, dann hat man eine Idee vom Geschmack der hanseatischen Leckerei. Es ist jedenfalls viel Zimt im Spiel. Und das ist ein Gewürz, für das wir seit Jahren ein Eigenschaftswort entwickelt haben. Trifft Zimt in zu hoher Dosis auf, dann schreit immer einer am Tisch „Verzimtet“! Die große Frage beim Trinkprotokollieren des Cremelikörs (wegen des Obers in der Rezeptur ist „Franzi“ NICHT laktosefrei!) lautete also einmal: Wird auch in Bremen verzimtet?
Die Chance ist recht hoch, denn mit sanften 15% vol Alkohol hält nicht viel gegen das geriebene Gewürz. Doch wie beim sprichwörtlichen Pudding liegt auch hier der „proof in the eating“, in Sachen „Franzi“ also eher „in the drinking“. Weshalb wir schon einmal einschenken! Die satte gelbe Farbe korreliert jedenfalls mit einem schön cremigen Schlieren der Franzi im Glas. Die Nase nimmt dann zuerst einmal Vanille, zudem auch einen ordentlichen Touch von Eierlikör (wenn auch ohne dessen Schärfe), wahr. Erst dahiner wird es sanft „zimtig“. Das kann man so auch auf den Geschmack des witzigen Nordlichts übertragen.
Denn auch da schmiert sich am Gaumen viel Vanille-Creme – ein wenig dem guten, alten „Dany Sahne“ ähnlich. Hier kommt eine feine Gebäcknote durch, die an Croissants erinnert, denn auch der Buttergeschmack ist ausgeprägt. Erst nach diesem schmeichelnden Eindruck zerlassener Butter setzt der pikante Oberton von Zimtrinde ein. Sie ist aber keineswegs dominant, sondern würzt den süßen Creme-Eindruck eher. Final kann man fast auch ein wenig Schärfe spüren, die einen Konktrapunkt setzt. Ein wenig Zimt, aber auch ein Alzerl kandierten Ingwer schmeckten wir da durch. Die Angst vor dem Mädchen im Matrosenpulli war also unbegründet: Weder hat man die Rezeptur bei Nork „verzimtet“, noch ist das ein pappsüßes, belangloses Teil.
Eher schon eine Flasche, die in der Heimbar zum Spielen mit anderen Aromen einlädt. Über Schoko-Eis oder -Kuchen? Oder doch mit Obers zum warmen Aperitif gemixt? „Franzi“ ist schon eine, die für solche Sachen zu haben ist. Denn sie macht Laune. Und bringt Abwechslung. Was allein schon gut ist!
Bezugsquelle:
Nork Korn, „Franzi – Franzbrötchenlikör“ kostet EUR 14,60 (0,5 Liter-Flasche) bei der Spirituosenwelt, www.spirituosenwelt.at