Die Topliga von Penfolds, allen voran der Grange, entzieht sich immer mehr dem normalen Geldbeutel. Doch der Gigant aus Südaustralien versucht sich ja nicht nur in der Weltliga, die immer von den Jägern des Raren, Spekulanten und nicht immer verständigen Liebhabern geprägt ist. Angebot und Nachfrage, das alte Spiel, dessen Figuren Karl Marx selig beschrieben hat, haben halt eine Eigendynamik. Und es kann nicht immer Peter Gago, der Lehrer, der zu einem der bekanntesten Winemaker der Welt wurde (und einem von mehreren bei Penfolds) neben einem stehen und einschenken, wie das letztes Mal der Fall war.
Diesmal also ging es um ein Mittelgewicht aus dem breiten Portfolio, allerdings mehr Cruiser- als Weltergewicht, um es mit der Boxersprache zu sagen. Den Namen trägt dieser Shiraz immer noch nach dem ursprünglichen Weingarten im Barossa Valley, in dem er 1959 erstmals gefüllt wurde. Heute steckt im „Kalimna“ aber ein Blend aus verschiedenen Weingärten, neben Barossa liefern auch Mc Laren Vale oder Langhorne Creek Trauben. Bin 28 ist dieser 2012 gefüllte Wein in der Nomenklatur der Australier. „Kleinere Beeren, aber optimale Bedingungen“, fasst Peter Gago das Ernteergebnis zusammen.
Seine 14,5 Prozent würde man kräftiger vermuten, als es der fruchtsatte Australier auf den Gaumen bringt. Denn satte Vanille wie von einer Creme (Peter Gago spricht von Mandeln) fällt als erstes in der Nase auf. Die Frucht besteht aus reifen Beeren, auch etwas Kirsche, nun aber schlägt die Stunde des Gurkenwassers. Dazu muss man ein wenig ausholen, denn eigentlich klingt diese Note ja nicht sehr angenehm. In der Ruster Weinakademie gab es die Eselsbrücke für Shiraz, „denkt an Gurkerlwasser!“. Borretsch, Senfkörner und eine leichte Säure sollten – so die Übersetzung – die Sorte charakterisieren. Wenn es wirklich nach Essiggurke riecht, wäre aber Feuer am Dach. Bleibt es bei einer leicht erdigen Würze, wie sie das Kumarin etwa dem Senf verleiht, dann sind wir auf der richtigen Spur. Und den „Gurkenwasserlton“ im besten Sinne braucht die Sorte auch, denn fruchtig bis üppig wird der Shiraz ohnehin überall dort, wo er hingehört.
Lösen wir uns von den Reminiszenzen, das aktuelle Glas will geschwenkt sein: Rund und extrem saftig, mit einem fruchtigen Kern, der instinktiv an Brombeere denken lässt, beginnt der BIN 28 am Gaumen. Wieder ist da viel Vanille, gegen Ende aber auch ein zarter Kokosraspel-Ton, den man von manchen Schokodesserts kennt. Auch ein wenig Würze kommt im Finale auf, kann sich gegen die Geschmeidigkeit des Frucht-Schoko-Schmelzes aber nicht behaupten. Saftig und bei aller Power mit hohem Trinkanimo klingt der Australier aus, etwas Minze zieht er als langsam verklingendes Echo nach sich her.
Bezugsquelle:
Penfolds, „Bin 28“ Kalimna Shiraz 2012, ist um EUR 29,90 bei Interspar erhältlich bzw. über www.weinwelt.at