Teil 1 unserer Vorstellung der heuer best-prämierten PIWI-Weine hat schon ein wenig darauf hingewiesen: Dort, wo in der Regel Staunässe die Pilzkrankheiten befördert, hat man sich besonders der neu gezüchteten Sorten angenommen. Daher startet auch Teil 2 unserer Empfehlungen im Vulkanland Steiermark, wo in St. Anna am Aigen auch Fabian Pock mit Souvignier gris und Muscaris zwei PIWI-Trauben kultiviert. „Wein vom Pock“, wie er sein junges Weingut benamst hat, schenkte einen Souvignier gris aus, der mit viel Steinobst – vor allem Nektarinen – aufwartet. Dazu kommt eine Mineralik, die er aber gut vortäuscht, denn der Annaberg hat weder Schiefer, noch Basalt zu bieten. Doch die würzigen Nüsse, die neben Cavaillon-Melone und den erwähnten Nektarinen duftig aus dem Glas steigen, evozieren leichte Salzigkeit. Der Kostschluck vom Pock zeigt neben Birnen-Schnitzen auch Zitrusfrüchte, vor allem: Pomelo. Überaus feine Klinge und ein Wein zum Zuhören! Tut man dies, dann merkt man auch, wie im Finish wieder die Steinfrucht auflebt. Und man schenkt schnell nach.
Wir bleiben weiter in der Steiermark, allerdings im Schilcherland. Denn auch Michael Strohmeier in Eibiswald gehört zur „vergoldeten“ Riege der PIWI-Sieger 2020. Ihm gelang am Peiserhof auch eine Süßwein-Variante, eine auf Souvignier Gris basierende Auslese. Doch auch die Basis, der 2020 gelesene Klassik, zeigt die Nähe zum Sauvignon Blanc schon klar. Denn neben Birnen-Spalten und einem recht feinen Kräuter-Touch riecht man auch rote Paprika.
Rund und saftig am Gaumen, startet der gelbe Frucht-Mix durch, aus dem sich wieder ein Anflug von Peperonata entwickelt. Gelbe Paprika und Würze frischen sogar noch auf, da auch Safran im Finale dieses Souvignier durchkommt. Die Meisterhand mit der recht neuen Sorte zeigt sich dann im Gespräch. Immerhin sechs Ernten hatte Strohmeier (rechts am Bild) schon vinifiziert, die Abrundung im gebrauchten Holzfass für acht Monate ergibt eine Unterstützung des Schmelzes und hilft auch der Würze, die bei diesem 2020er so klar zu Tage tritt.
Fehlt nur noch der steirische Süden. Hier hat der Kollerhof der Familie Lieleg eine ganze Fülle an pilz-widerständigen Sorten zu bieten. Sogar zum Perlwein werden die PIWIs hier veredelt, als Cuvée aus Blütenmuskateller und Muscaris. Doch auch der Donauriesling, eine Sorte, die merklich fern der Steiermark entstanden ist, hat seine Heimat in Leutschach gefunden. Alpenkräuter und Nektarine sind zu riechen in diesem 2020er Jahrgang, dessen Duft auch an die kleinen Weintrauben aus Obstsalaten erinnert. Gibt man ihm Luft, zeigt sich der leichte Sesam-Duft eines Schieferbodens, auch wenn dessen Anteil im Rebgrund minimal ist.
Der Aufwand mit dieser Sorte sei deutlich reduziert, was die Spritzungen in den Weingärten betrifft, verrät Harald Lieleg (links im Bild) nebenher. „Orbeiten musst Du trotzdem“, lacht der Südsteirer und spricht aber auch ein Thema an damit: die Ertragsreduktion, die bei den PIWI-Sorten erst ideal gefunden werden muss. Der Tiefgang des saftigen Donauriesling vom Kollerhof zeugt jedenfalls von präzisen Eingriffen in die Wüchsigkeit der Reben. Etwas Zitrusfrucht schmeckt man, viel Melone und auch Kaktusfeige. Der Abgang bringt dann würzigere Töne hervor; einen Touch süß-saurer Paprika meldet etwa das Rückaroma. Mit dem Riesling hat er aromatisch weniger zu tun, ungemein saftig und süffig aber ist auch diese PIWI-Variante.
Ein weiterer Name, der ein wenig in die Irre führt, ist der „Donauveltliner“. Der Sieger in dieser Kategorie wächst nämlich nicht mit Sicht auf den Fluss, sondern am Herzogsberg, einer Paraderiede des Weinguts Drexler-Leeb. Einigen auch als Heurigenbetrieb in Perchtoldsdorf bekannt, hat der niederösterreichische Winzer auch Muscaris ausgepflanzt. Die Kreuzung zwischen Grüner Veltliner und Seyval Blanc, die der Donauveltliner darstellt, scheint sich aber hier sehr wohl zu fühlen. Kiwi pur ist da zu erschnuppern, überhaupt viel fruchtiger Tiefgang, etwa von Nektarine. Ein wenig Muskatabrieb sorgt für würzige Einschübe in diesem Duft. Fast cremig wirkt das Mundgefühl des 2020ers aus der Thermenregion, der rund und saftig seine Steinobst-Schätze ausbreitet am Gaumen. Gelber Apfel gesellt sich auch dazu in einem von milder, „old school“-Säurestruktur geprägten Weißwein. Hier springt der leichte Gerbstoff ein, der den Donauveltliner nicht nur strukturiert, sondern auch für Trinkfreude sorgt – ein Charakteristikum vieler weißer PIWI-Abfüllungen.
Bezugsquellen:
Wein vom Pock, Souvignier Gris 2020 kostet EUR 8,50 ab Hof bzw. im Webshop, www.weinvompock.at
Peiserhof, Souvignier Gris 2020 ist um EUR 11,30 im Webshop und ab Hof erhältlich, www.peiserhof.at
Kollerhof am Eichberg, Souvignier gris Donauriesling 2020 kostet EUR 10 ab Hof bzw. im Webshop der Steirer, www.kollerhof.com
Weingut Drexler-Leeb, Donauveltliner 2020 ist um EUR 6,99 ab Hof bzw. im Webshop zu haben, www.drexler-leeb.at