Das älteste DAC-Gebiet, der jüngste Jahrgang. Mit dieser Kombination luden die Weinviertler Winzer, konkret 140 davon, in die Wiener Hofburg. Mittlerweile sind es vier Millionen Flaschen, die im Jahrgang 2013 mit dem Weinviertel DAC-Logo am Flaschenhals gefüllt wurden. Doch genug, der Zahlen, was kann das Jahr? Die Verrieselung während der Blüte traf die Güter unterschiedlich, leider aber vor allem beim Grünen Veltliner. Bis zu 20% Ernteeinbuße bedeutete es dort, wo der Regen hart zuschlug. Eine Pragmatikerin wie Elisabeth Rücker („da mußte ich später weniger wegschneiden“) aus Unterretzbach nahm es locker und servierte einen Veltliner, der das bestätigte, was Johann Setzer aus Hohenwart über den Jahrgang 13 sagte: „Sehr österreichisch, trinkfreudig, knackig und mit schöner Säure“.
Dabei geht es aber nicht um frische „Wasserln“, denn wer die Geduld hatte, brachte recht reife Noten in die Veltliner. Ein Paradebeispiel, bei dem man nachfragen mußte, ob er nicht älter als 2013 wäre, ist der „Zeiselbergen“ aus Wullersdorf. Andreas Urban (Foto) hat diesen fast burgundischen Veltliner im Programm, der reife Duft nach gelben Früchten erinnert an Ananas, diese findet sich auch am Gaumen wieder. Die milde Säure tut ein Übriges dazu, diesen saftigen Wein als kräftiger zu empfinden, als er mit seinen 12,5% Alkohol ist.
Die Lößböden im Großteil des Gebiets unterstützen dieses „Schein-Fette“ und unterscheiden sich wieder merklich von den Weinen von mineralischen Gründen. Schön läßt sich das bei allen Winzern nachvollziehen, deren Größe mehrere DAC-Füllungen erlaubt. Maria Gruber aus Röschitz zum Beispiel lud zum Vergleich des Hundspoint (Löß-geprägt), des Urgesteinsveltliners „Reipersberg“ und dem von beiden Böden lebenden „Röschitz“. Letzterer mit seinem leichten Restzucker ist der zugänglichste, ein vorwitziger Bursche, während der Reipersberg auf jeder Tafel seinen Platz findet. Hier sind Kraft und Würze, Säure und Frucht in einem genau ausgemessenen Verhälltnis vorhanden.
Gleich nebenan stellte Ewald Gruber jun. die Weine der gepachteten Schloss Maissau-Rieden vor. Langer Hefekontakt und Batonnage machten die Reserve „Neuberg Schanz“ zu einem noch etwas verschlossenen, aber bereits merklich großen Veltliner: Klarapel und etwas Birne im Duft, lief der neue 2012er des Hauses am Gaumen zur Höchstform auf. Frucht und feine Würze liefern sich ein Match, leicht Mineralität, Marillen-Paprika-Spiel und eine noch merklich herbe Note, die in zwei Jahren perfekt eingebunden sein dürfte, signalisiert: Strong buy!
Doch zurück zum Bodenvergleich, wie ihn auch Franz Prechtl mit seinen vier DAC-Veltlinern ermöglicht. Neben dem DAC Klassik, der vor allem mit der Frische der Zitrusfrüchte (Zitrone in der Nase, Orange am Gaumen) begeistert und ein Allrounder mit zartem Weingartenpfirsich-Ton ist, setzte einmal mehr der „Altenberg“ das Glanzlicht: Klirrende Mineralik prägt den Ausdruck dieses Veltliners, der diese Lage so besonders macht.
Dass auch dieser Jahrgang auch individuellen Ausdruck erlaubt, zeigte der DAC von Altmeister Roland Minkowitsch. Was da aus der Baumpresse geronnen ist, riecht nach Limette in Reinkultur, auch ein leichter Reifeton (Banane) kommt dazu, insgesamt denkt man fast an Caipirinha. Der erste Schluck mit der zarten Säure läßt die tropischen Aromen Land gewinnen, wieder ist die Banane da; ein dichter und eigenwilliger Wein, der Minkowitschs Handschrift zeigt. Erfreuliche Nachrichten gibt es übrigens auch im Hause R. M., die länger unklare Nachfolge betreffend: Minkowitschs Neffe arbeitet sich bereits ein und präsentierte gekonnt die Weinrange der Mannersdorfer.
Mit Z sei geendet, Z wie Zillinger, Johannes Zillinger. Der Biowinzer aus Velm-Götzendorf hat mit seinem „Reflexion Kellerberg“ nochmals ein Alzerl zugelegt. Nicht dass der Wein nicht bisher schon eine Werbung für den Bioweinbau dargestellt hätte. Durch Ganzbeerenvergärung, auf die er nun setzt, kommt eine Note, die man mit „gutes Grün“ umschreiben könnte, dazu. Der nach Alpenkräutern und roten Apfel duftende, spontanvergorene Veltliner gewinnt merklich an Tiefgang, unabhängig von einander erklärten Winzer und Gast ihn zum bislang besten „Kellerberg“.
Bezugsquellen:
Elisabeth Rücker, Weinviertel DAC 2013, EUR 6 ab Hof, www.weingut-ruecker.at
Johann Setzer, Weinviertel DAC 2013, EUR 7,10 ab Hof, www.weingut-setzer.at
Andreas Urban, „Zeiselbergen“ Weinviertel DAC 2013, EUR 7 ab Hof, www.weinbau-urban.at
Maria Gruber, Weinviertel DAC Röschitz 2013, EUR 8 ab Hof bzw. im Retzer Weinquartier, www.weinquartier.at
Schloss Maissau, Neuberg-Schanz Weinviertel DAC Reserve 2012, EUR 13 ab Hof, www.weingutschlossmaissau.com
Weingut Prechtl, Weinviertel DAC 2013 um EUR 7,99 bzw. „Altenberg“ Weinviertel DAC 2013 um EUR 12,99 bei Wein & CO., www.weinco.at
Roland Minkowitsch, Weinviertel DAC 2013 um EUR 6,50 ab Hof, www.roland-minkowitsch.at
Johannes Zillinger, „Reflexion Kellerberg“ Weinviertel DAC 2013, EUR 9,50 ab Hof, www.zillinger.at