Das schreit ja nach Mutprobe. Die teuflisch benamste Flasche „Devil’s Cut“ dürfte viele neugierig machen, wenn sie an der Tanke oder im Supermarkt vom Regal lächelt. Ist ja auch ein Verführer, der Herr Beelzebub. Was aber steckt in der neuen Flasche, die Mick Jagger-laszive Anziehung (Anno 1968, nicht 2014, ist gemeint) suggeriert? Nun, die Idee hinter dem intensiveren Jim Beam geht auf das klassische Problem der Fassreifung von Spirituosen zurück: Evaporation, die böse Verdunstung, lässt den Inhalt der Fässer kontinuierlich weniger werden.
Egal, ob Cognac, Whisky oder Rum, es gibt in jeden Fall den Anteil der Engel, also jenen zum Himmel steigenden Prozentsatz namens Angels‘ Share. Andrerseits „saugt“ auch das Eichenfass, laut Jim Beams Urenkel und Destiller Fred Noe „die Seele jedes Bourbons“, Flüssigkeit auf. Anderswo eine quantité negliable, macht dieser Devil’s Cut, wie man ihn kreativ benamste, bei einer Großdestillierie wie Beam schon was aus. Und so versucht man, diesen Teil zurückzugewinnen.
Dass im Kopf Bilder entstehen, wie Fässer von starken Männer ausgwrungen werden bzw. langsam Tropfen für Tropfen wieder aus dem Holz gewonnen wird, nehmen wir in Kauf. Ungeachtet dessen, wie man sich hier zurückholt, was das gierige Fass aufgesogen hat: Es wird als eigene Abfüllung angeboten. Natürlich nicht der reine Fassextrakt, wie man Devil’s Cut übersetzen könnte, aber eine mit sechsjährigem Beam verlängerte Version.
Die Operation darf als geglückt gelten, wenn an dem teuflischen Beam im Nosing-Glas schnuppert. Wie putzig! Da hat sich jemand als Schotte verkleidet: Kräftige Holznoten sind das, die an glosende Buchenscheiter, deutlich auch an Kokosnuss-Raspel erinnern, vor allem aber auch Jod mitbringen, als läge Kentucky Tür an Tür mit Islay. Lediglich der dunkle Nougat, der mit der Zeit stärker durchkommt im Duft, verrät die weichere US-Stilistik. Der Kostschluck wirkt dann etwas vertrauter, obwohl man auch hier konstatieren muss, dass die weiche Art des klassischen Bourbons nur zu Anfang mit gelben Trockenfrüchten am Gaumen präsent ist.
Das dichte Mundgefühl und eine sehr sanfte Art sorgen ab dem Mittelstück für die volle Dosis „Milky Way“ – Milchcreme und Nougat gibt es reichlich. Doch geröstete Haselnüsse bilden darauf eine aromatische Brücke zu einer anfangs leicht blättrigen (Nussblatt!) Würze. Aus ihr schält sich das pfeffrig-intensive Finish heraus, das lange nachklingt. Das ist so gar nicht Kentucky-Style, was hier eine Echokammer des Prickelns errichtet am Gaumen. Durchaus gelungen, das „Auspressen“ des teuflischen Restls.
Bezugsquelle:
Jim Beam, „Devil’s Cut“ ist um EUR 21,10 (0,7 Liter-Flasche) bei Getränke Del Fabro erhältlich, www.delfabro.at