Es ist schon ein Zeiterl her, dass wir in Puerto Plata den Karneval feierten. Karibische Feste wie dieses in der Dominikanischen Republik sind ohne Rum undenkbar. Und vor allem der Marktführer der Insel mit den drei „B“-Brennereien (Brugal, Bermúdez und Barcelo) hatte einen starken Auftritt in seiner Heimatstadt. Unvergessen – und zum Glück auch abgelichtet worden – ist die Faschingsgruppe, die sich in den Farben von Brugal gekleidet hatte. Denn der meistverkaufte Rum sorgt dort vor allem auch als weißes Destillat für Partyfreude. Hierzulande wiederum kennt man meistens den „1888“. Der ergibt nicht nur einen feinen „Rum Old Fashioned“, sondern er erzählt auch von der Marke.
Denn 1888 war das Jahr, in dem Andrés Brugal sein Unternehmen in der Dominikanischen Republik startete. Wie viele Destilleriegründer kam auch er aus Spanien und nahm den „Umweg“ über Kuba, damals noch spanische Kolonie. Stilistisch ist man mit trockenen Abfüllungen, die als Blend aus mehreren Jahrgängen entstehen, dem Stil der großen Nachbar-Insel auch auf Hispaniola treu geblieben. Und während es bislang eine Abfüllung gab („Papa Andrés“), die auf die Frühzeit des Unternehmens mit einer raren Rum-Version abzielte, hat man nun dem Gründer einen gewaltigen Tribut gezollt. Denn der luxuriöse „Andrés Brugal“ kommt nicht nur im Kristall-Dekanter samt Kompass-Schliff am Flaschenboden daher. Dieses Schmuckstück umhüllt ein Reisekoffer aus Eichenholz, der sich spektakulär zu einem Display öffnen lässt. Seine Premiere feierte dieser Schritt in das ultra-rare Segment in München. 40 Flaschen – von weltweit lediglich 460 – stehen für die deutschsprachige Welt zur Verfügung.
Markenbotschafter Ben Kamagate stellte den „Andrés Brugal“ in jenen Details vor, die kommuniziert werden dürfen. Zum einen setzte die Rummeisterin (maestra Ronera) Jassil Villanueva Quintana die Methode hinter dem „Brugal 1888“ hochwertig fort: Es beginnt mit den „Double Reservas“, also Rums, die neben dem Standard-mäßigen Ex-Bourbon-Fass auch in ehemaligen Sherry-Gebinden lagerten. Hier waren es auch die begehrten Pedro Ximénez-Gebinde, die man Puerto Plata nutzen konnte. Zusätzlich wurde aber auch eine Charge an neuen Fässern aus US-Weißeiche mit den älteren Rums „vermählt“. Diese ausgeklügelte Fassreifung bringt im Verein mit der typischen Zugänglichkeit und Frische eine Art Hochamt des „spanischen“ Rum-Stils hervor.
Allerdings ist es auch ein Rum für Kenner. Denn süß wird es selten bei einer Abfüllung, deren Kaffee-Duft Ben Kamagate an „den Espresso am Schichtbeginn in meiner ehemaligen Bar“ erinnerte. Recht hat er! Denn diesen Geruch hat man beim 41,5% kräftigen Brugal sofort in der Nase. Auffällig ist aber auch die attraktive Nuss-braune Farbe im Glas; hier kommt man gar nicht auf die Idee, dass eventuell mit Karamell koloriert worden wäre. Weiters bringt das Duftbild dann Trauben-Nuss-Schokolade in Stellung. Ein feiner Rosinen-Ton erinnert dabei daran, dass man hier eine „sherried nose“ vor sich hat. Mit Luft gesellt sich dann auch ausgeprägte Vanille hinzu. Die frische Seite des dominikanischen Edel-Blends wird in Form von frischer Minze spürbar, an Fruchtnoten notieren wir noch „eingetrocknete Mandarinenschale“.
Das Mundgefühl der Luxusvariante fällt rund und samtig, wenn auch nicht allzu ölig aus. Ein gutes Zeichen für ehrliche Alterung, das auch von der schokoladigen Aromatik bestätigt wird. Etwas Orangenschale liefert sich ein fröhliches Stelldichein mit Eichenholz-Akzenten auf der Zunge; mit dem dezenten Gerbstoff weht da ein Anflug von „Earl Grey“ zu uns. Die größte Überraschung liefert die pfeffrige Note des Dominikaners. Sie steht ab dem mittleren Gaumen für die First Fill-Casks. Aus ihnen entwickelt sich ins Finish erneut dezente Holzwürde, die noch lange nachfedert.
Wie es für komplexe Produkte sein sollte, liefert der Nachhall noch einiges nach. Trockene Noten von Kakaopulver etwa, die in dieser Schlankheit wohl auch Whisky-Trinkern gefallen würden. Maestra Ronera Jassil Villanueva Quintana erinnert das Zusammenspiel übrigens an eine Frühstücksvariante der Dominikanischen Republik. Sie besteht aus Toast mit süßer Kondensmilch darauf. Es ist wohl die teuerste Version dieses heimatlichen Geschmacks, die der luxuriöse, neue „Ron Dominicano“ darstellt!
Bezugsquelle:
Ron Brugal, „Andrés Brugal“ kostet EUR 2.698,- beim deutschen Spirituosen-Versand Banneke, www.banneke.com