Die „Zeichnungsscheine“ liegen längst bei Johann Wanovits – denn kaum ist die bekannteste Privat-Cuvée offiziell präsentiert, gibt es auch kaum mehr was davon zu kaufen. Aus einer Idee von weinverliebten Wiener Aktienhändler und Fondsmanagern geboren, geht der jährlich bei einem burgenländischen Rotwein-Winzer eigens zusammen gestellte Barrique de Beurse mittlerweile in sein 25. Jahr. Die Subskription unter den Börsianern beginnt unmittelbar mit der Segnung des Weins durch Dompfarrer Toni Faber. Sie erfolgte diesmal in Jois, denn die 2015er Auflage stammt von Markus Altenburgers Weingut.
Die Kostkommision tagte auch heuer wieder, wenngleich „wir auch bald wieder heimgehen hätten können“, wie Wanovits aus der Schule plaudert. Denn erstmalig in der 25-jährigen Geschichte passte gleich die erste Mischung: Je 25% Cabernet Sauvignon, Blaufränkisch, Merlot und Zweigelt kamen in den Kost-Zylinder – und den ganzen Abend fand sich keine bessere Weinformel. Ergo wurde es dieses 20 Monate im Barrique gereifte Quartett, von dem wieder 1.600 Flaschen gefüllt wurden. Das Etikett kam diesmal aus der Runde der Börsianer, der ehemalige Fondsmanager Friedrich Erhart hatte ein Bullen-Foto in Überblendtechnik beigesteuert. Denn wie bei jedem der 23 Vorgänger (nur 2002 gab es keinen Barrique de Beurse!) wurde der Kursverlauf des abgelaufenen Börsejahres am Label verewigt. Symbolisch dafür steht entweder der Bär (träge Kurse) oder der Bulle (insgesamt steigende Tendenz). Nach dem markanten Teddy-Bär auf weißem Grund beim 2014, den Claus Preisinger füllte – wir beschrieben ihn hier – ziert nun ein dunkler, lächelnder Stier den Barrique de Beurse 2015.
Verkostet wurde aufgrund des großen Andrangs nicht am Weingut Altenburgers, sondern im Saliterhof bei Peter Waldbott-Bassenheim. Dort gab es nicht nur mehr Platz für die Börsen-Gemeinde und pannonische Schmankerl – das Trinkprotokoll.at verfiel dem Bohnenstrudel! – sondern vor allem auch einen Blick auf den Jungenberg, eine der Toplagen des Weinguts.
Sein expressiver Duft lädt ein, Espresso, Kakao und dunkle Kirsche lassen beim „Börsianer-Weins“: an „Schwarzwälder Kirschtorte“ denken. Der würzige Erbteil des Cabernet Sauvignon hingegen kommt nur zart durch – Spuren von Eukalyptus und grüner Paprika sind zu riechen. Der erste Schluck des 2015 BdB bringt die weichen Noten Schoko und Beerenfrucht (ein bisschen Cranberry, ein bisschen Erdbeere) erneut in den Vordergund. Ab der Mitte verschiebt sich der Akzent Richtung Weichsel, dann merkt man die jugendliche Säure, die den Wein ins Finish trägt. Wieder ist das viel Schokolade, aber auch Hagebutte, im Rückaroma.
In jedem Fall hat man im Kost-Team offenbar wirklich einen goldenen Schnitt gefunden, der Barrique de Beurse ist schon in der Jugend recht zugänglich, wie schon lange nicht. Die Lagerung wird vermutlich noch die Würzigkeit betonen, die aktuell fast von der Frucht überdeckt wird.
Bezugsquelle:
Makurs Altenburger, Barrique de Beurse 2015 ist um EUR 19 in Restmengen ab Hof erhältlich, www.markusaltenburger.com