Für uns ist es ein Jahr der Nebensätze. Das 2014er nämlich. Denn Trinkprotokoll.at gibt Orientierung und scheut die Polemik. Nichts ist leichter zu schreiben als ein Wein-Verriß. Und wozu? Damit man sich an Formulierungen ergötzt, die in Wahrheit nur die Zeit des Lesers stehlen? Nein, danke! Wir picken daher die Besten aus dem zweifellos nicht großen Jahrgang heraus – und überlassen den Hinweis auf die 90% anderen Weine den Nebensätzen.
Hier ein Hauptsatz: Bernhard Ott hat alles richtig gemacht. Der Wagramer traf eine radikale Entscheidung. „Glasklare Frucht ist für mich das höchste Anliegen beim Weißwein“, lautet das Credo des Veltliner-Spezialisten. Und so zog der „Bulle vom Löss“ die Konsequenz. Es gibt aus dem Jahrgang 2014 keine Einzellagen-Weine. Kein „Spiegel“, kein „Engabrunner Stein“ und auch kein „Rosenberg“. Was bei der peniblen Selektion an gesunden Trauben übrig blieb, ging dafür in den Wein, der seinen Namen trägt: Der Ott, üblicherweise aus den jungen Anlagen der Toplagen vinifiziert, erfährt damit ein „upgrading“ durch die Trauben der besten Lagen.
Der Ott 2014 – da geht heuer nichts drüber!
Bernhard Ott, Winzer
Verdeckt verkostet, gibt keiner der Kollegen dem Veltliner das Prädikat jugendlich. Groß ist das Erstaunen, als er als 2014er geoutet wird. Denn die saftige Art will so gar nicht zu dem passen, was man schon im Glas hatte an Säuremonstern des gleichen Geburtsjahrgangs. Gelber Apfel, etwas Marille, aber auch Alpenkräuter, in die sich ein relativ klarer Thymian-Geruch mischt, zeigen die würzige Ausprägung der Sorte an. Das ist Grüner Veltliner, aber keiner aus der banalen Apfel-Zitrus-Kiste. Das stellt der erste Schluck klar: Würzig und mit straffem Gerüst, dabei aber voller gelbfruchtiger Power, ist Der Ott 2014. Banane in Reinkultur, etwas Honigmelone, aber weit davon entfernt, üppig zu wirken, notieren wir.
Dass sich ein so selbstbewusster Wein am Wagram keltern lässt, ist umso erfreulicher, nachdem sich andernorts die Weinberge wie Schwämme mit Regenwasser vollsogen und selbst die wuchtigen Roten Veltliner zu einem Schatten zusammenschrumpften – so sie gelesen wurden. Wenn man will, ist Ott damit etwas Ähnliches wie eine „Instant-Reserve“ gelungen. Reife suggeriert der 2014er, so verrückt das klingt, deutlich, Struktur hat er ohnehin. Der Mut wurde in diesem Fall eindeutig belohnt, die Ehrlichkeit auch. Hört sich gut an – und schmeckt noch besser.
Bezugsquelle:
Bernhard Ott, Grüner Veltliner „Der Ott“ 2014, ist um EUR 18,90 bei Gawein Bruckner erhältlich, www.gawein.at