Ein Hauch von Donna Karan plätschert heute ins Glas. Zumindest erinnert die Winzer-Abkürzung KTCN und an DKNY. Anderen denken vielleicht an die kalifornische Radio-Station KCRW. Sei’s drum, denn eigentlich löst sich die Buchstaben-Kombination leicht auf. Katharina Tinnacher und Christoph Neumeister, zwei der bekanntesten steirischen Winzer, machen hier gemeinsame Sache. Die beiden STK-Mitglieder sind auch privat verbunden, pflegen aber Weingärten in zwei unterschiedlichen Gegenden. Sie in Gamlitz, er in Straden, also der Südsteiermark und dem Vulkanland, ehemals Südoststeiermark.
KTCN steht für Lust am Spiel, Bilderstürmen und die Neugierde, was dabei herauskommt. Die gemeinsamen Weine erschienen in kleiner Auflage und trugen Namen wir „Persiflage“ oder „Collage“, um sie von den Herkunftsbezogenen Weinen der jeweiligen Hauptproduktion abzugrenzen. Das klingt ein wenig zerebral und fand seinen Weg auch zu einer Klientel, die diese Lust am Löcken wider den Stachel (Querdenken verbittet sich in Zeiten wie diesen zu schreiben!) teilen. Gab ja auch nie viel davon. Das ist beim neuen Wein, der eines der schönsten Etiketten der Steiermark trägt – wir lieben halt Graphic Design! – gänzlich anders. Und auch wieder nicht.
Denn es ist ein Sauvignon blanc, der zur Hälfte aus der Südsteiermark und zur Hälfte aus dem Vulkanland Steiermark stammt. Beide Winzer sind Spezialisten der Sorte, das beweisen der „Welles“ ebenso wie die „Alten Reben“. Doch hier ist vieles anders. Das beginnt beim bekanntlich Verkosterfahrung einsparenden Etiketten-Lesen: 11,5% Alkohol sind in Zeiten wie diesen eine Ansage. Dazu kommen sechs Monate auf der Feinhefe, die den unfiltrierten und mit minimaler Schwefelgabe gefüllten Wein auch zu einem „Naturwein“ machen. Und weil er so anders ist, heißt er auch Sauvignon Blow. Das namensgebende Blasengerl, das am Etikett über die Rieden streicht, stellt aber auch eine technische Information bildlich dar: Denn es sind kühle, vom Wind gezauste Weingärten, die man hier verbunden hat. Spät gelesen und dennoch kühl in ihrer Aromatik.
Das ist die Idee, die gleichzeitig eine Hommage an die „alten“ Sauvignons – namentlich zitieren KTCN „den Beginn der 1980er Jahre“ – sein will. Und dieser 2020er „Blow“ ist in der Tat ein Brückenbauer. Wem „Naturweine“ mit Spontanvergärung immer zu „mostig“ waren, hat hier einmal einen anderen Typus im Glas. Auf der anderen Seite können sich auch die Skeptiker des grasigen Sauvignon Blancs, die reflex-artig „Katzenpisse“ rufen, langsam aus dem Versteck wagen. Kosten ist abgesagt!
Denn die erste Überraschung liefern die extrem kräuter-würzigen Duftnoten des Gemeinschafts-Sauvignons: Kümmel und ein wenig Brennnessel werden nach etwas Standzeit auch von einer kühlen, traubigen Art gefolgt. Wo anderswo plakative Frucht sitzt, ist hier geerdete Würzigkeit, die z. B. nach Kurkuma riecht.
Wunderbar saftig am Gaumen, zeigt sich hier ein ebenso wenig vordergründiges Bild: Die Säure wirkt darin wie eingestickt, im Geschmack mengen sich kühle Birne und etwas Nelke, ehe ein beinah pikanter Zug anschwillt. Als wäre ein Windstoß erneut in den „Sauvignon Blow“ gefahren!
Diese paprizierte Würze erinnert an (milde!) Gelbe Chilis und sorgt mit dem ganz final auftretenden leichten Gerbstoff für einen animierenden Schlussakkord. Genau genommen ist der aber ein Gong-Schlag – das unüberhörbare Signal zum Weitertrinken des feingliedrigen „Blow“ 2020.
Bezugsquelle:
KTCN, „Sauvignon Blow“ 2020 kostet EUR 15,95 in den Filialen bzw. dem Webshop von Wein&Co., www.weinco.at