Ein Beisl mit Wohnzimmer-Charakter war das Hawidere in Wien-Fünfhaus schon, ehe Adalbert „Bertl“ Windisch die Leidenschaft für Craft Beer packte. Gemeinsam mit Geschäftsführerin und Biersommelière Dominique „Domi“ Schilk baute man rasch eine 66 Biere umfassende Auswahl auf. Was für sich schon fein ist, zumal der sich stets als Kowara (wienerisch für Koberer, also Gastwirt) bezeichnende Windisch auch um die Unterlage – in Bioqualität! – kümmert und sonntags nie vergißt den Fernseher auf den „Tatort“ einzustellen. Nunmehr setzt das Duo aber noch eines drauf und ging selbst unter die Brauer.
Nomadenbrauer nennt sich das Konzept, die eingedeutschte Fassung eines „gypsy brewers“, der keine eigene Brauerei aber dafür einen klaren Plan und im Idealfall auch die Rohstoffe dafür hat. Der Name der neuen Brauerei, die in Fünfhaus steht und auch wieder nicht, lautet Collabs, weil eben ohne Partner und deren „collaboration“ nichts geht. Aber auch, weil die Biere einschlagen sollen durch ihre Machart. Die Verhandlungen für weitere Zusammenarbeiten laufen – im Gespräch ist etwa das in der UIlmanngasse weidlich vertretene Thornbridge (sie haben wir bereits gewürdigt, nämlich hier) aus Großbritannien. Aber vorläufig geht es um den Erstling der Nomadenbrauer Domi und Kowara.
„Eine krasse Aroma-Bombe“ sei es geworden, charakterisierte Dominique Schilk das Erstlingswerk, das mit der Bezeichnung „7484 Domrep“ auf seine Erfinderin anspielt, aber auch auf die tropischen Aromen Bezug nimmt. Möglich gemacht haben die Bier-Premiere drei Tiroler, die erstens Trinkprotokoll-Lesern bestens vertraut sind (wenn nicht – hier geht’s zur Brauerei-Story) und zweitens „auch so verruckt san wie wir“. Letzteres prädestinierte die Bierol-Jungs in den Worten von Adalbert Windisch als Partner. Und das gemeinsame Opus aus den Kufsteiner Kesseln trägt als Namen die addierten Postleitzahlen von Schwoich und Wien 15 – da muss man auch mal drauf kommen.
Tropisches Pils mit Spätzünder-Bittere
„Soviel Aroma!“, lobte Bierpapst Conrad Seidl anlässlich des Fass-Anstichs des ersten Collabs-Biers die „andere Pils-Interpretation“. Verwendet wurden für die Wien-Tirol-Koproduktion nur Aromahopfen und keine Bitter-Sorte, wie Christoph Bichler schildert, „Mandarina Bavaria, Mosaic und Victoria Secret“. Letzterer hat nichts mit Dessous zu tun, sondern stammt aus australischer Züchtung und ergänzt das Hopfenfeuerwerk, das bei der Erstverkostung im Hawidere im Glas gezündet wurde.
Tatsächlich springt einem wie aus dem grün-herben Unterholz – es ist halt viel Hopfen im Spiel! – plötzlich die Mango förmlich entgegen. Zarte Vanille und auch eine Dosis hell-röstiger Duftnoten wie bei den Cornflakes flankieren die exotische Frucht. Intensiv ist auch der Antrunk, die Zitrusfrüchte lassen sich immer klarer benennen, Mandarine dominiert, aber auch Grapefruit-Zesten sind da. Aus der Agrumen-Aromatik dreht das „7484 Domrep“ aber plötzlich in eine cremige Richtung. Wer bisher die Pils-Charakteristik vermisste, darf ab dem mittleren Gaumen Entwarnung geben; das Finish ist herb und trocken, wie man sich das von diesem Stil wünscht. Ja, am Ende macht das Pils aus Rudolfsheim-Fünfhaus Lust auf das nächste Glas, so trocknend wirkt die Bittere. Und das ist ja nicht das Schlechteste für einen Wirten, pardon: Kowara.
Bezugsquelle:
Collabs, Pils „7484 Domrep“ ist natürlich im Hawidere, Ullmanngasse 31/Wien 15 erhältlich, EUR 2,60 kostet das kleine Glas (1/3 Pint), EUR 4,80 das große Glas (2/3 Pint). www.hawidere.at
Im Handel führt es Getränke Ammersin, hier kostet die Flasche (0,35 Liter) EUR 4, www.ammersin.at