Harzige Sache aus Zacatecas: Die Fässer aus jungem Eichenholz sondern noch Harz ab, den „Honig der Erde“, wie man in Mexico sagt. Und genau in diesen Fässern, die keine Vorbelegung (etwa Bourbon) aufweisen, reift der Mezcal bei Miel de Tierra. Zwei Mal werden die „Ananas“ genannten Herzen der Blauen Weber-Agave destilliert, um den momentan weltweit angesagten Brand zu erzeugen, der nur aus Mexico kommen kann.
Eine gute Möglichkeit, sich von seinen Vorurteilen gegen den verderbten Cousin des Tequilas zu lösen, stellen die drei Varianten dar, die es von dem Agaven-Destillat gibt. Neben dem „Joven“ (mitunter auch als „Blanco“ oder „Silver“ gehandelt) warten auch die unterschiedlich lange im Fass mit Farbe und Geschmack versehenen Varianten Reposado und Añejo der Mezcaleros von Miel de Tierra auf die Verkostung.
Der Joven als Jüngster der Runde bringt frische Noten mit, man denke etwa an Zuckererbsen. Mit der Zeit gesellens sich Kokosnussmilch und „Junior“-Schokolade (die mit den Rice Crispies) dazu. Auch im Mund ist der Blanco cremig, wie Vanillepudding mit weißer Schokonote, könnte man sagen. Im Finish aber frischt der Pfeffer auf, aber alles ist hier verhaltene Kraft. Wem Tequila zu scharf war, wird hier seine Freude haben, die milchige, mehr cremige, als süße Art, und die Pfeffrigkeit im Finish machen aus ihm den idealen Cocktail-Mezcal, etwa in einer „Paloma“ (mit Grapefruit-Limo).
Süße und Würze wie ein Pumpernickel-Brot liefert der Duft des strohgelben Reposado von Miel de Tierra mit. Die Agavennote wird von den leichten Röstnoten ein wenig überlagert. Spätestens am Gaumen ist da aber wieder mehr Süße im 40%-igen Destillat. Der Reposado hat aber noch mehr zu bieten, Süßholz, Weizengras und etwas Orangen-Abrieb notieren wir. Weiße Schokolade im Finish und ein warmer Nachhall zeichnen den balanciertesten der drei Mezcals aus. Durchaus auch pur ein Genuss!
Für den Añejo werden die Agaven-Herzen (corazons) zweifach destilliert, die Lagerzeit von insgesamt drei Jahren hebt ihn von den anderen Abfüllungen ab. Der zweitälteste – neben dem in Österreich nicht erhältlichen fünfjährigen Mezcal – weist entsprechend viel Fass-Einfluss auf: Fast süß duftet der älteste Mezcal in der Runde, da sind Milchkaffee-Noten, aber auch eine etwas erdige Note (Pastinake vielleicht?), in die sich der typische Agavenhonig-Geruch mengt.
Der Añejo schmeckt rund und bringt weiche Vanille-Töne von Anfang an mit. Selbst, wenn man ihn länger am Gaumen rollen lässt, brennt hier nichts. Dass sei allen gesagt, die immer noch mit dem Mexikaner fremdeln. Dafür kommt im Finish eine ganze Explosion unterschiedlicher Geschmackseindrücke wie Kokos, Chili, Nougat. Je länger man ihm Zeit lässt, desto mehr Pfeffer mengt sich in die weich-süße Wolke des Mezcals. ¡Viva México!
Bezugsquelle:
Miel de Tierra, Mezcal „Joven“ ist um EUR 30,90, der „Reposado“ um EUR 37,90 sowie der „Añejo“ um EUR 39,90 erhältlich, alle drei im Weisshaus-Shop, https://www.weisshaus-shop.at