Deutsche Lagen-Namen, wir lieben euch! Schon Loriot amüsierte sich über „Oberföhringer Vogelspinne“ oder „Klöbener Krötenpfuhl“, doch wie immer ist die Realität der bessere Autor. Und einen real existierenden Wein muss der „Kallstädter Saumagen“ einfach verkostet werden. Gerhard Krachers Fine Wine Shop importiert die Pfälzer Spezialität, die auf der knapp 40 Hektar großen Einzellage am Fusse des Haardt (aus Kreuzworträtseln bekanntes „Dt. Mittelgebirge“) gedeiht. Konkret steht bei Koehler-Ruprecht der Riesling auf der Lage, der in mehreren Ausbaustufen gefüllt wird.
Mit einem honig-satten Duft lädt bereits der „kleine“ Riesling des Hauses ein. Der „Kallstadter Saumagen“ des Jahrgangs 2011 ist von Beginn weg schön saftig; Mandelsplitter und eine an Honiglebkuchen erinnernde zarte brotige-Süße sorgen für intensive Aromen, ehe gegen Ende dann die feineren Zitrustöne durchkommen. Grapefruit-Zeste wäre da zu nennen, auch eine feine Säure, die bis ins Finish reicht. Feine Klinge!
Eine Lektion in Süß-sauer hält hingegen der jüngere (2012), aber mit höherem Zuckergehalt gelesene Riesling Spätlese vom – mit Freude hingeschrieben: Kallstadter Saumagen – parat. Der Duft nach Mandarine deutet schon auf höheren Zuckerwert hin, dazu kommt eine sortentypische Note, die wir als Pfirsich-Eis verbuchen. Zart im Beginn, lässt der jugendliche Riesling einen ganzen Tropenfrucht-Garten erstehen, wenn er ein Zeiterl im Glas ruht: Wieder drängt sich aber die Mandarine vor, die für die säurige Seite des Weins steht, der alles andere als zuckrig ist (sollte das dumme Vorurteil gegen deutsche Spätlesen noch jemand kultivieren). Im Gegenteil, der 12,5% starke Saumagen lässt spät, aber doch auch noch die Mineralik blitzen – und das nicht zu knapp. Ein wenig muss sich das alles noch sortieren, aber hier wartet von allem recht viel auf geduldige Trinker.
Schon genug gewartet haben wir auf den 2009er Riesling, der als Auslese mit dem wichtigen Zusatz „R“ (es gibt auch eine „normale“ Auslese, die deutlich günstiger ist) gefüllt wurde. Die erste Begegnung verrät noch nicht, was hier kommt. Verhalten, allemal mit leichtem Papaya-Geruch, zeigt sich der älteste Kallstadter Saumagen des Tages. Allmählich schälen sich dann der sorteneigene Pfirsich-Ton, aber auch florale Noten wie Weißer Flieder und Kirschenblüten heraus. Holunderblüten detektiert auch die Zunge als erstes, ehe man mit dem Schreiben nicht mehr nachkommt: Kumquats, Brioche, gelbe Paprika, Ananas, all das ist da. Süße bringt die Auslese mit, aber auch eine gehörige Säure, die (immer noch) dagegen hält.
Ein schmelziger Wein, der voller Leben steckt und den man getrost als „richtig geil“ bezeichnen kann. Saumagen-Special, quasi.
Bezugsquelle:
Koehler-Ruprecht, Kallstadter Riesling Kabinett 2011 kostet EUR 13,80, der Riesling „Kallstadter Saumagen“ Spätlese 2012 EUR 20,53 und die „Kallstadter Riesling Auslese „R““ 2009 EUR 55,44, alle beim Fine Wine Shop, www.finewineshop.com