Legionen Thailand-Urlauber kennen das Bier im Zeichen des Löwen – und wissen doch nichts über die Singha-Story. Das Flaggschiff der Boon Rawd Brewery, das heute an vier Standorten (und aus deutschen Zutaten) gebraut wird, feiert heuer den 85. Geburtstag. Phraya Bhirom Bhakdi gründete 1933 die Brauerei, deren Namen sich einem Spitznamen des Gründers verdankt. Der goldene Löwe als Logo stand im Volksglauben für den Wächter des Waldes, aber er wurde auch als Symbol für Firmen mit besonders guter Bonität betrachtet. Und an der gibt es auch 85 Jahre später nichts zu rütteln: 1,5 Milliarden Liter (!) Gesamtausstoß verzeichnet man bei Singha. Grob gesprochen, macht hier eine Brauerei das Doppelte der heimischen Jahresproduktion (970 Mio. Liter waren es 2017).
Die dritte und vierte Generation des Familienunternehmens der Bhirom Bhakdis leitet den asiatischen Giganten, dessen berühmtestes Produkt der heimische Thai-Spezialist Winkelbauer wieder in die Regale bringt. Die Skeptiker angesichts exotischer Biere („Können die das überhaupt?“) vergessen gerne, dass etwa das chinesische „Tsingtao“ ebenso deutsche Wurzeln hat wie z. B. Singha. Ein deutscher Geschäftspartner brachte Bhirom Bhakdi schließlich erst auf die Brauerei-Idee, die Recherchen führten den Thai-Entrepreneur erst recht in die deutsche Braulandsschaft.
Aus den drei Rezepten des Gründers erwies sich schnell das heute 5% Alkohol starke „Singha“ als der Renner. Es ist ein Bier, das gegenüber vielen anderen Bier-Importen auch Kanten aufweist. Vielleicht sind es abgerundete Kanten, aber was man für ein Bier braucht, ist definitiv da. Die Hopfennote zeigt sich floral, die ersten Duftnoten sind Orangenschale und Weizencrispies, aber auch Holunderblüten kann man erschnuppern im Seiterl. Zarte Salzgebäck-Noten (Marke: Laugenstangerl) runden den ersten Eindruck ab.
Am Gaumen ist das „Singha“ dann erst einmal erfrischend dank einer merklichen Kohlensäure. Schaltet man bei diesem süffigen Bier auf Analyse-Modus, machen sich cremig unterlegte, gelbfruchtige Aromen wie Ringlotte bemerkbar. Die leichte Malzsüße paßt zur intensiv-pikanten Thai-Küche bestens, aber auch die Säure frischt im Trinkverlauf auf. Am Ende gesellt sich auch eine feine Hopfenbittere dazu. Der „Soletti“-Ton des Salzgebäcks wiederum dominiert den Nachgeschmack. Definitiv kein „near water“-Bier ist das trinkanimierende Gebräu, dass da aus Bangkok kommt.
Diesen Stil in der gewaltigen Mengen-Dimension zu fertigen, ist an sich schon beachtlich. Zumal aromatisch auch alles da ist, was ein Lager auszeichnet. Gut gekühlt, kann der Thai-Urlaub im Glas also beginnen!
Bezugsquelle:
Boon Rawd Brewery, „Singha“ ist um EUR 2,30 (0,33 Liter-Flasche) beim Spezialversand Biertempel erhältlich, www.biertempel.at