Das Unternehmen mag in der Schweiz sitzen, aber wer Espresso im Firmennamen trägt, muss Italien lieben. Und so hat auch Nespresso mit „Trieste“ und „Napoli“ die ersten beiden Kaffee-Städte in einer Edition gewürdigt. Das war 2013, nun folgt der nächste Doppelschlag, wieder in limitierter Form. Dem Muster – eine Stadt des Nordens, eine im Mezzogiorno – blieb man treu, auch die rot-grüne Unterscheidung der Städte Milano und Palermo kennt man bereits. Für Freunde des Kapselkaffees setzt sich auch eine andere Tendenz aus den aktuellen Editionen fort, nämlich die zu mutigeren, fordernderen Röstung (für Kenner: interner Intensitätsgrad bei „Palermo“ ist eine 11).
Der insgesamt etwas leichter wirkende der beiden Blends ist wenig überraschend der Milano. Er hat eine Nuance weniger Körper als der Palermo, weist aber eine schöne nussige Duftnote auf. Der Palermo, doch dazu später mehr, ist bereits im Geruch der dunklere Typ. Zart herb zeigt sich der Milano im Test, besonders im Finale kommt die Bitterschoko-Note klar durch. Fruchige Noten finden sich allenfalls in der dunkleren Abteilung, wir notierten etwas Dörrzwetschke. Begleitet wird die kräftige Art (eine 9 im Nespresso-Schema) von eine Würze, die an Kardamon erinnert. Pekannuss und eine zarte Säure sind weitere Attribute; die Kraft ist da, ohne zuviel an Volumen oder Öligkeit zu zeigen.
Die Verkostung bestätigt das Aromaprofil (Spider graph, sagen die Kaffee-Verkoster auch), das für die Milano-Mischung aus südamerikanischen Kaffees, darunter gewaschenem Robusta aus Guatemala, die höhere Säure ausweist. Doch das ist schon zuviel an Nerd-Speak. Für Kaffee-Laien ist es vielmehr hilfreich, eine Genuss-Situation zu skizzieren – hier wäre der neue Milano ein mittelstarker Kaffee für den Tagesbeginn, der auch einen Schuß Milch aushält.
Südliche Kraft klassischen Zuschnitts: der Palermo
Die im Marketing erwähnten „Gerüche der sizilianischen Märkte“ kann man gerne vergessen, aber die Wucht des Dufts weist den Palermo (ein Blend aus afrikanischen Rohkaffees) als süditalienischen Blend aus: Dunkel und röstig, mit einer an Kletzenbirne und Feuerstein erinnernden Rauchigkeit. Wäre dieser Kaffee ein Wein, dürfte man getrost von „Flint“ im Duft schreiben. Die kräftige Art zeigt er auch im ersten Schluck, auch hier sind Röstnoten, nie verbrannt, aber doch an so etwas wie Maroni-Schalen erinnernd, die sich gegen Ende aber etwas abmildern. Die Bitterkeit hängt zwar nach, der Nachgeschmack wirkt mit einer Minznote aber dann fast erfrischend.
Insofern kann man den Palermo als klassischen Kaffee nach dem Essen bezeichnen, der wieder die Lebensgeister nach einem „pranzo intenso“ weckt. Wer seinen Espresso gerne mit Zucker nimmt, wird darin einen echten Energieshot finden.
Bezugsquelle:
Nespresso, „Tribute to Milano“ bzw. „Tribute to Palermo“, sind als limitierte Edition um EUR 4,50/Schleife in Nespresso-Boutiquen bzw. online erhältlich, www.nespresso.com