Er ist so etwas wie der Beaujolais nouveau der Burgundermacher – der „Junge“ aus der Thermenregion. Als einer der wenigen Jungweine Österreichs hält er die Fahne des Rotweins hoch und wird von einem durchaus ernst zu nehmenden Procedere begleitet. Denn die schärfsten Kritiker sind natürlich immer die Winzer – und die müssen sich in diesem Fall auf einen finalen Blend einigen.
Mitte Oktober treffen sich die acht Weinbauern aus Teesdorf, Tattendorf und Oberwaltersdorf, um den roten Jungwein zu verschneiden. Die fruchtigsten Abfüllungen vom Blauen Portugieser sowie dem St. Laurent und natürlich dem Pinot Noir (es hat ja einen Grund, warum man sich „Burgundermacher“ nennt) werden zu einem ersten Gruß des Jahrgangs verbunden. Für Vorschußlorbeeren in Sachen Rotwein-Jahr wäre es zu früh, doch „ein vollreifer Jahrgang mit geringer Säure“, so Leopold Auer, sei es heuer geworden.
Tatsächlich duftet der „Junge“ nach Kirsche und Vanille, auch wenn er kein Barrique gesehen hat, dazu kommt der an Graphit und Eisenspäne erinnernde metallisch-kühle Ton im Duft. Am Gaumen ist das ein saftiger Wein voll jugendlicher Weichsel-Frucht, der mit der schon erwähnten Vanille-Note aufwartet. Der Laurent bringt die Würze ein, die an Thymian erinnert, leicht kommt auch noch grüner Pfeffer im Finish durch. Zarter Gerbstoff im Finale verleiht einen Anflug von Struktur, obwohl klar ist, dass der „Junge“ nicht mehr scheinen will, als er ist.
Zu Wild, Kürbis und Maroni oder einfach als herbstlicher Aperitif macht er eine gute Figur, auch leicht gekühlt geht die „Vorgeschmackscuvée“ alle Mal durch.
Bezugsquelle:
Die Burgundermacher, „Der Junge“ 2015 ist um EUR 5,70 bei allen acht Mitgliedsbetrieben erhältlich, www.dieburgundermacher.at