Die Engel haben unterschiedlichen Durst. Während der Verdunstungsverlust an fassgelagertem Destillat in der Karibik bei satten acht Prozent liegt, beziffern die Schotten ihren „Angels‘ Share“ mit zwei Prozent. In Attika sind es drei Prozent, rechnet Konstantinos „Kostas“ Raptis im Wiener Park-Hyatt vor. Allerdings dürfte der griechische Engel lieber Wasser als den Metaxa-Weinbrand süffeln. Denn „nach zehn bis 15 Jahren steigt der Alkoholgehalt im Fass“, Master Blender Raptis. Lässt man den Brand also lange genug liegen, ergibt sich ein „konzentrierter Metaxa“. Was sich wie beim Einreduzieren einer Consommé anhört, passiert in der niedrigen Luftfeuchtigkeit Athens bei einigen Fässern besonders deutlich.
Diese hat der erste fünfte Herr über die Keller der von Spyros Metaxas 1888 gegründeten Firma nun zu einem neuen Blend versammelt. „Der ist für uns, nicht für die Engel“, lacht Kostas und erklärt so auch den Namen des Edel-Weinbrands: „Angels‘ Treasure“ und nicht „Angels‘ Share“ heißt der mit teils 40 Jahre alten Destillaten erzeugte Verschnitt aus den am wenigsten „schwitzenden“ Fässern. Der neue Metaxa ist aufgrund seiner limitierten Menge nur in den zehn wichtigsten Märkten der Weinbrand-Marke erhältlich, zu denen überraschender Weise auch Österreich zählt. Denn nur zehn Prozent der Produktion werde heute in Griechenland getrunken, so Kostas Raptis, „als ich begonnen habe, lag der Anteil noch bei 70 Prozent“.
Das liegt immerhin 30 Jahre zurück und der Export mit seinen unterschiedlichen Steuersätzen hat letztlich auch zur Entscheidung geführt, den Brand nicht als Fass-Stärke abzufüllen. Letztlich wurde es ein 41%-iger Weinbrand, so Raptis anlässlich der Präsentation. Gereift wurden die Weindestillate dafür in Limousin-Eichenfässern („das sind die besten für Trauben-Brände“, so der Kenner), ehe der finale Blend erstellt wird. Der wird über eine geheime Kräuter-Extraktmischung filtriert, in der sich auch die Rosenblätter befinden, die immer wieder auch zu schmecken sind. Der süße Muskatwein aus Samos kommt vor der Abfüllung ebenfalls dazu, weshalb auch am Label die Bezeichnung „Weinbrand“ unzulässig ist.
Während Raptis der „12 Stern“-Metaxa mehr an einen Bourbon erinnert und sich der „7 Stern“ mit Cognac vergleichen ließe, sei der „Angels‘ Treasure“ eine einzigartige Sache. Der Duft nach Schokolade, Gewürznelken und Zimt lässt uns an „Milky Way“ denken. Ihm folgt mit mehr Luft auch eine schöne Rauchnote und auch etwas Kokos (die lange Fasslagerung hat offenbar die so genannten Laktone erzeugt!).
Das frische Traubenaroma kommt im Mund als erstes durch, erst dann finden sich die Milchcreme- und Karamelltöne, die den Duft prägten. Das weiche Mundgefühl wird durch die Orangenschalen, Vanillecreme und die deutlichen Honig-Noten (man kann auch sagen: ein Hauch von „Toblerone“) verstärkt, erst im Finish wird es zart pfeffrig. Mit einem nussigem Nachklang endet die Begegnung mit dem „Engelsschatz“.
Bezugsquelle:
Metaxa, „Angels‘ Treasure“ ist um EUR 150 (0,7 Liter-Dekanter) bei Wein & Co. erhältlich, www.weinco.at