Kaffee kann auch nerven. Letztens gab man sogar im Fernseh-Krimi ein paar Minuten Zeit dafür her, das zu zeigen: Der böse Mädchenhändler schien sich mehr für die Qualität seines Espressos („Der ist mir heute gelungen“) zu interessieren als die Fragen des Kommissars. Aber Nerdigkeit und Zerreden von Gutem hat die Barista-Szene ja nicht gepachtet. Und die schwarze Tassen-Füllung kann am wenigsten dafür, dass sie kalt wird, weil das dazu servierte Referat über „wet-hulling“ oder „monsoon-washing“ eben 30 Minuten dauert.
Marie Grüner kennt Wörter wie diese, aber sie will niemandem damit zwangsbeglücken. Mit den wichtigsten Ausbildungen in Sachen Kaffee versehen, startete die Wiener Neustädterin nun ihre eigene Linie an „Speciality coffee“, der raren Spitze der globalen Kaffeeproduktion. Ein einzelnes Herkunftsland, im Barista-Talk „single origin“ genannt, bildet die Basis. Präzise Röstprofile geben den Geschmack für die beiden wichtigsten Anwendungen Filterkaffee und Espresso. Als „Röstmarie“ will Grüner nämlich vor allem Kaffee-Laien die Freuden am Unterschied nahebringen. „Am Ende sollte man so vergleichen, wie man es beim Wein-Verkosten schon tut“, ist die Vision der 32-Jährigen.
Wenn der Konsument am Ende nachfragt, wo denn der ominöse Kaffee herkommt, welche Röstung er erfahren hat oder warum er so bitter schmeckt, hat sie schon wieder ein bisschen mehr Wissen um Kirsche und Bohne in die Welt gebracht. Auf die sanfte Art halt – oder einfach durch das Einschenken eines ihrer Kaffees. In unserem Falle befüllten wir die Meissen-Tasse selbst mit dem Espresso-Roast aus dem Grüner-Shop.
Dass Espresso nicht zwangsläufig röstig sein muss, zeigt bereits sein erster Duft. Keinerlei Rauch-Note, schon gar nichts Verbranntes (da müßte sich die Röstmarie wohl umtaufen!), ist da zu merken. Wie eine prall gefüllte Schale mit dunklen Nüssen – Pekan vor allem – duftet der Kaffee. Die feine Nougat-Note und kaum säurige Akzente lassen auf einen ausgewogenen Schluck schließen. Und so kommt es auch. Nur, dass im Mundgefühl eine zarte Säure die Kern-Aromatik des „El Salvador“ begleitet. Sie liefert in der Tat aber nur die Begleitmusik; durchgängig schokoladig, aber nie bitter ist diese Tasse.
Und wer öfters „cuppings“, also Profi-Verkostungen, durchführt, würde hier wohl auch blind auf den südamerikanischen Kontinent getippt haben. Anders gesagt: Wem kolumbianische Kaffees gefallen, aber ev. zu viel Säure haben: Vertrauensvoll den „Espresso Roast“ der Röstmarie aufbrühen!
Bezugsquelle:
Grüner Kaffee by Röstmarie, „Espresso Roast“ kostet EUR 14,90 (250 Gramm) über die Webseite – Bestellung per Mailorder – www.mariegruener.com